Kniebis, 08.07.2023

Letzte Nacht gab es in der Nachbarschaft eine Party mit Musik bis nach 3 Uhr, wodurch der Nachtschlaf etwas eingeschränkt war.
Das Frühstück hat einen deutlich schweizerischen Touch, was eine angenehme Abwechslung darstellt. Auch gemeinsam mit Axel zu frühstücken ist deutlich unterhaltsamer als sonst.

In Kniebis besuche ich zuerst die Tankstelle, um Proviant einzukaufen und danach die Klosterruine, die gerade restauriert wird. Die Bedeutung des Klosters Kniebis und der Handelswege über den Pass bei Kniebis war mir gar nicht bekannt gewesen. In der Kirche besuche ich die interessante Ausstellung zur Jahreslosung und merke danach, dass ich überhaupt keine Lust verspüre, den „blöden“ Weg, der zum Teil entlang der Bundesstraße führt, zurück zur Alexanderschanze zu gehen. Also fahre ich mit dem Bus zum heutigen Etappenbeginn.

Am Renchtalblick kann man sich mit unglaublicher Aussicht auf die Kirche in Dollenberg und mit Weitblick in die Vogesen den steilen Berghang hinunterstürzen. Wenn man vorher einen Gleitschirm aufgezogen hat, sogar mehrfach. Es ist unglaublich schön hier.
Zwei maulfaule junge Männer belagern mit ihren riesigen Gleitschirm-Rucksäcken die Picknicktische - unglücklich ob des zu sonnigen, wolkenlosen Himmels und zu viel Wind aus der falschen Richtung.

Als ich die Lettstädter Höhe und den Seeblick erreiche, kann ich den Glaswaldsee 100 Höhenmeter unter mir im Wald eingebettet liegen sehen. Ich beschließe, dass er einen Abstecher wert ist, denn es ist unglaublich warm. Das Wasser, des durch eine unterirdische Quelle gespeisten, bis zu 11 m tiefen Karsees ist absolut algenfrei, klar, aber durch Huminstoffe braun gefärbt. Das hat damit zu tun, dass das Wasser sauer ist, weswegen auch keine Fische im See wohnen wollen. Und weil man zum See ein gutes Stück zu Fuß gehen muss und nicht mit dem Auto vorfahren kann, ist er auch nicht überlaufen.
Das Bad lässt sich mit Worten nicht beschreiben, so schön und erfrischend ist es. Während meine Wanderklamotten und ich trocknen, esse ich die mitgebrachten Käsebrötchen, die in dieser Umgebung noch einmal so gut schmecken.

Irgendwann komme ich zu der Überzeugung, weiter wandern zu wollen und freue mich, wie bereitwillig meine Füße mich bergauf zurück zum Westweg tragen.

Ich wandere einige Kilometer weiter und freue mich, als der 1912 errichtete Julius Brunnen mir nach einiger Wartezeit zwei Berghaferl voll kühles, nicht auf Trinkwassergesetz geprüftes, frisches Quellwasser spendiert. Das tut gut!

Die Hitze schlaucht mich auch heute, doch irgendwann liegt der Harkhof endlich direkt vor mir. Ich mühe mich noch ab, die riesenhaften Stühle auf einem Feld zu beklettern, um dann festzustellen, dass ich diesen Klettererfolg gar nicht adäquat fotografisch festhalten kann.
Im Harkhof vermute ich, ein einfaches Zimmerchen im Bauernhofstil zu bekommen und traue meinen Augen nicht. Ich bin im Neubau untergebracht und das Zimmer kann locker mit jedem Hotel mithalten - alles nigelnagelneu und sehr hochwertig ausgestattet. Was mich noch mehr überrascht, ist die Verarbeitungsqualität. Ich kann keine Mängel entdecken, weder im Zimmer noch im Bad. Das gibt’s doch gar nicht. Diesen Handwerker bräuchte ich zu Hause auch!

Im inzwischen gut gefüllten Biergarten finde ich einen Platz an einem Tisch mit zwei befreundeten, wandernden Paaren aus der Gegend. So ergibt sich auch heute noch eine nette Unterhaltung und ich bleibe draußen und genieße den lauen Abend, bis die Sonne untergeht. Da eine der Frauen erfahrenere Vegetarierin ist und fragt, ob es auch einen Käsesalat gibt, obwohl dieser nicht auf der Karte steht, komme ich sogar zu einem ungeplant leckeren Abendessen - und auch die Flädlesuppe ist lecker.

Fazit: Heißer Tag auf vielen breiten Wegen, mit wunderbarem See-Bad und schönem, geselligem Ausklang im Biergarten.

Länge Auf Ab
20.1 km 336 Hm 584 Hm