Im Zimmer war es still, dennoch schlafe ich unruhig. Zum Frühstück im Zimmer esse ich etwas Brot und Käse und trinke zwei Berghaferl Lapsang Souchong mit Milch.
Der Tomme Vaudoise, der in kleinen Laiben von nur 100g hier in der Region hergestellt wird, ist innen cremig und sanft-milchig im Geschmack. (Und übrigens dazu noch günstig. Unglaublich!) Ich mag ihn sehr und werde die nächsten Tage nutzen, um nochmal welchen zu essen.
Der Tag kann beginnen!
Zur gewohnten Zeit verlasse ich das Hotel, kaufe schnell noch ein Mini-Brötchen und wandere den Berg hinunter. Gleich komme ich zur Zisterzienser-Abtei „Notre-Dame de la Fille-Dieu“. Irgendwie haken meine Französisch-Kenntnisse, denn trotz deepl.com erschließt sich mir der Name nicht. Eine kurze Internet-Recherche (auch hier ist wie bisher überall 4G verfügbar!) macht es nicht besser. Dafür weiß ich nun, dass die Abtei 750 Jahre alt ist. Und dass der Name Romont von „rotundus mons“ (also runder Berg) herrührt. Passt! (Latein kann ich auch nicht wirklich).
Weiter geht‘s. Ich habe übrigens meine Wasser-Strategie komplett überarbeitet. Während ich am Anfang noch mit bis zu 3 Liter Wasser gestartet bin, führe ich jetzt nur noch einen halben Liter mit mir (und den Rest Milch). An jedem Brunnen, der nicht „non potable“ aussagt oder sonst fragwürdig aussieht, gibt es einen Schluck. Durst hin oder her. (Mein Berghaferl kann nicht nur Tee, sondern auch Brunnenwasser.)
Nachdem ich 13km auf Nebenstraßen von Gehöft zu Gehöft und Siedlung zu Siedlung gewandert bin, führt der Weg nun in den Wald und hinab zur Glâne. Auch später werde ich wieder auf die Glâne treffen, mündet sie doch bei Fribourg in die Sarine (dt.: Saane).
Das schöne Stück durch den Wald ist kurz - dann geht es weiter in gewohnter Manier. Plötzlich höre ich über mir ein seltsam flatterndes Geräusch. Ich schaue hinauf, kann aber in den Wolken nichts sehen. Unvermittelt brechen 3 Fallschirmspringer durch die Wolkendecke und landen wenige hundert Meter entfernt auf dem Acker. Kurz darauf landet unweit eine kleine Propellermaschine und jetzt ergibt das Sinn. Ich bin gerade am Aerodrome Fribourg-Ecuvillens angekommen.
Mit 12-Uhr-Glockenschlag erreiche ich die Kirche von Ecuvillens-Hauterive. Leider ist die Türe geschlossen, aber dafür ist der Friedhof mit Wasserhahn geöffnet. Schräg gegenüber, direkt vor einem Restaurant steht ein Picknicktisch. Jetzt gibt es Mittag. Ich habe gehörig Hunger.
Am Ortsrand steht bei einem Hühnerstall ein Self-Service für frische Milch und Eier. Ich überlege kurz, aber ein ganzer Liter Milch in Glasflasche ist mir echt zu viel. Und wie soll die Flasche wieder zurück? Bemerkenswert finde ich dass die Schweiz mit ihrem TWINT-Zahlungssystem etwas mit großer Akzeptanz und Reichweite geschaffen haben. In Deutschland haben wir, soweit ich das mitverfolgt habe, nur Rohrkrepierer-Systeme der Sparkassen „hinbekommen“ und dann den Markt des Online-Payment schließlich an Google-Pay, Apple-Pay und PayPal verloren. Ja - die Schweizer können mehr als nur Ricolaaaaa. (Wer nicht versteht, was ich meine: https://m.youtube.com/watch?v=TYP0UWjZmR4 )
Jetzt geht es nochmal hinunter ins Tal der Glâne, die Plattenbausiedlung und die schöne Kirche des Fribourg-Vororts Villars-sur-Glâne vor Augen.
Auf historischer Brücke überquere ich den Fluss und wandere traumhaft schön, einem Bächlein folgend, steil in den Ort hinauf. Inzwischen scheint die Sonne kräftig und ich bin froh, dass ich mir beim Friedhofs-WC ein Berghaferl „eau des toilettes“ gönnen kann. Oder zwei. Eine Bank im Schatten machen das Wanderglück perfekt. Wie ich so dasitze kommt eine Frau, die offensichtlich beobachtet hat, dass ich erfolglos am Hauptportal der Kirche gerüttelt habe und erklärt mir, wie ich durch den Seiteneingang in die Kirche komme und wo ich mich ins Pilgerbuch eintragen kann. So nett!
Erfrischt geht ich weiter und das letzte Stück in die Stadt ist weniger schlimm, als befürchtet, da der Weg nicht an der Hauptstraße entlang führt, sondern durch Wohn- und Erholungsgebiete.
Vom Bahnhof Fribourg -hier ist inzwischen auch deutsch und französisch signalisiert- sind es dann nur noch ein paar Schritte zum Hotel de La Rose.
Der Empfang läuft freundlich und deutsch-/französisch gemischt ab. Das Zimmer bleibt zwar ausstattungsmäßig hinter dem ursprünglich im Hotel Hine Adon gebuchten zurück (keine Küchenzeile), ist aber deutlich besser als letzte Nacht und für drei Nächte gut. Und man kann toll eine Wäscheleine spannen!
In der Stadt ist gut was los, obwohl die Geschäfte am Sonntag geschlossen sind, und ein Blick in booking.com bestätigt, dass die Hotels (abgesehen von ein paar Mondpreis-Angeboten) im Zentrum keine freien Zimmer mehr haben.
Morgen ist Ruhetag! Nur etwas Sightseeing.
Länge |
Auf |
Ab |
28.8 km |
375 Hm |
526 Hm |