Furnazinhas, 17.04.2025
Das gestrige Abendessen war hervorragend und bestand aus einer Vorspeise, leckerer Karotten-Kürbissuppe, sehr schmackhaften Rigatoni mit Wildbrokkoli und Pilzen und Obst zum Dessert.
Nach dem Essen im kalten Panorama-Bau ging ich früh ins Bett und brauchte lange, bevor mir wieder warm war und ich in einen tiefen Schlaf sank.
Ich erwache und der Blick über die Landschaft ist trübe, wolkig und nass. Im Zimmer ist es kalt und meine Klamotten sind noch so feucht, dass ich sie nicht anziehen kann. Beim Unterhemd helfe ich noch mit dem Föhn nach – bei Hemd, Socken und Unterhose muss heute wohl die Abendgarderobe zum Wandern an den Start.
Ich mag die gerade herrschende feuchte Kälte nicht und fühle mich zudem einsam.
Ich lese eine liebe Nachricht aus der Heimat mehrfach und ich gehe, schon etwas aufgebaut, zum schön hergerichteten Frühstück im ungeheizten Panorama-Bau. Beim Weg hinüber bemerke ich, dass es draußen kaum kälter ist als drinnen. Ich bin so froh, dass ich ein langes Merino Unterhemd mitgenommen habe, welches ich jetzt unterziehe und beim Frühstück nicht frieren muss. Wie meine Gastgeberin von gestern bereits anmerkte, sind die Häuser für die Temperaturen im Sommer mit 40+ Grad gebaut.
Als ich nach dem Frühstück in mein Schlafzimmer zurückkomme, hat die Klimaanlage, die ich vorher angeschaltet habe, etwas Wärme produziert und glücklicherweise ist mein Hemd nun immerhin so trocken, dass ich es ein paar Minuten föhne und dann anziehe. Die Restfeuchtigkeit muss jetzt halt am Körper trocknen, während Unterhose und Socken luftig am Rucksack abhängen dürfen. Es ist schon 9:45 Uhr, als ich mich auf den Weg mache und ich genieße es, auch heute wieder zeitlich selbstbestimmt sein zu dürfen.
Obwohl der Himmel heute bedeckt ist, ist mir schon bald warm genug, dass ich in Hemd und kurzer Hose wandern kann.
Der Weg verläuft in ständigem Auf und Ab durch die hügelige Landschaft. Überall blüht es weiß, gelb, lila, schön! Da sich ein Bein für heute Unterstützung gewünscht hat, wandere ich mit Stöcken in der Hand vollkommen gleichmäßig voran. Die Wirkung ist somit noch meditativer als ohnehin. Heute ist ein Tag für die Seele.
Unweit des kleinen Sees „Barragem das Preguiças“, an dem sich Vögel und Frösche lautstark amüsieren, finde ich einen Picknicktisch, den ich gerne nutze. Das heutige Lunchpaket besteht aus einem kleinen Käsebrötchen, einem trockenen, vermutlich selbst gebackenen, leckeren Teigring und je einem kleinen Apfel und Birne. Das ist definitiv nicht zu viel, sondern vermutlich genau richtig.
Da ich mich hier nicht so ernähren kann, wie ich gerne möchte, habe ich ohnehin das Gefühl, zuzunehmen. Nach dem Essen lege ich mich ein paar Minuten auf den Tisch und genieße die Ruhe.
Weiter geht’s und bald darauf durchquere ich mal wieder einen kleinen Ort. Ich sehe eine alte Frau und wenige gepflegte Häuser - direkt neben anderen verfallenen und teilweise eingestürzten Gebäuden. Alles wirkt ausgestorben. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ein wenig traurig macht mich das schon. Ich wandere weiter und so vergehen die nächsten Stunden in der Einsamkeit des Hinterlands.
Eine gute Stunde vor meinem Tagesziel Vaqueiros erreiche ich einen stählernen Aussichtsturm, an dem der TÜV seine helle Freude hätte. Etwas unwohl ist mir schon, als ich hinaufsteige – andererseits steht er nicht erst seit gestern – und die Aussicht ist toll.
Toll, finde ich auch, dass mein lokaler Reisepartner sich genau jetzt per WhatsApp meldet und fragt, wie es mir gehe und mir zudem noch eine gute Nachricht für Ostersonntag überbringt.
Das letzte Stück des Weges zieht sich unglaublich und als ich eine Straße quere und den Ort in weiter Ferne sehe, obwohl ich schon bald ankommen möchte, will ich gar nicht glauben, dass ich noch so weit laufen soll. Doch – ich soll.
In Vaqueiros gibt es genau ein Restaurant mit zugehörigen, schön zurechtgemachten Unterkünften in der Nebenstraße.
Im Garten des Restaurants sitzen die vier mir bekannten Belgier, und wir unterhalten uns über unseren Tag.
Sodann führt mich die uralte Inhaberin wortlos in eines der Häuser und versucht mir dort zu erklären, wo und wann es Abendessen und Frühstück gibt. Ich übersetze das Verstandene mit Google Translate rückwärts und sie nickt daraufhin. So geht’s auch.
Ich gönne mir sofort und noch vor der Dusche erst einmal einen Galão. Ich nehme mir die Zeit, denn nach dem Wäsche-Trocken-Fiasko von heute Morgen ist es mir egal, wie meine Sachen morgen riechen, und ich beschließe, dass heute kein Waschtag ist.
Heute bin ich wahrlich platt. Es sollte mich eigentlich nicht überraschen, denn heute ist der dritte Wandertag und die Strecke hatte es in sich. Meine Blase unter dem Fuß, die auch abgeklebt die Wanderfreude nicht steigert, hat vermutlich auch ihren Teil dazu beigetragen. Hoffentlich geht’s morgen wieder besser.
Fazit: Trotz Zipperlein und holprigem Start war heute ein guter Tag. Wenig Abenteuer – viel Gefühl.

Länge | Auf | Ab |
---|---|---|
24.1 km | 393 Hm | 383 Hm |