Vaqueiros, 18.04.2025 (Karfreitag)
Gestern Abend gab es das portugiesische Nationalgericht Bacalhau à Brás, also getrockneten und gesalzenen Kabeljau mit Kartoffeln, Ei und Oliven. Mit den beiden belgischen Frauen unterhalte ich mich noch ein wenig über die kommenden Etappen und nenne ihnen zum Abschied die Adresse dieses Blogs. Der Abend bestätigt mal wieder das Vorurteil, dass Frauen die Kommunikativeren sind.
In der Nacht wache ich schweißgebadet auf und habe unglaublichen Durst. Ob das nur am salzigen Fischgericht gestern Abend liegt? Oder habe ich insgesamt zu wenig getrunken? Egal – jedenfalls leere ich im Verlauf der Nacht eine 1,5-Liter-Flasche Wasser und nehme mir vor, noch besser auf meinen Wasserkonsum zu achten.
Die inzwischen von Blut dunkel gefärbte Blase unter dem Fußballen fühlt sich auch heute nicht gut an und so versuche ich mich noch vor dem Frühstück daran, sie anzustechen – mit leidlichem Erfolg – und danach wieder mit Blasenpflaster zu verkleben.
Im Frühstücksraum treffe ich auf die vier Belgier*innen und ein prima Frühstücksbuffet für uns, welches mich vom Regen draußen ablenkt.
Um 9:20 Uhr starte ich die heutige Etappe und bin dankbar dafür, dass es gerade trocken ist, denn so kann ich mit meinen Stöcken üben, trotz Blasenschmerz gleichmäßig zu gehen. Ich weiß, wie wichtig das ist.
Nach einer halben Stunde kommt wieder Nieselregen auf und begleitet mich durch die Bergeinsamkeit, gemeinsam mit sorgenvollen Gedanken zu den bevorstehenden, langen Etappen. Die Belgier*innen kürzen die morgige Etappe auf knapp 20 km, was ich theoretisch auch könnte, doch auch wenn das verlockend klingen mag, möchte ich den Wunsch auf eine lückenlose Algarve-Durchquerung (noch) nicht aufgeben. Zum Glück muss ich das jetzt noch nicht entscheiden.
Drei schöne Textnachrichten aus der Heimat, die mich heute Morgen erreichten, helfen mir jetzt ungemein.
Noch vor der Mittagszeit hört es auf zu regnen, und die Sonne kommt heraus. Ich setze mich auf einen Stein, wundere mich darüber, dass man, obwohl man auch über leckeres Brot verfügt, hier zwei Scheiben ungetoastetes Toastbrot mit Käse- und Tomatenscheiben sowie drei Schweinsohren und einer Birne als adäquate Wanderverpflegung ansieht und lasse mir einen Teil davon schmecken.
Dazu höre ich mein Lieblingslied des Tages ein paar Minuten lang in Dauerschleife und wandere weiter.
An der nächsten Bachüberquerung beschert mir ein wegrutschender Stein ein überraschendes Fußbad – jedoch bin ich geschickt genug, ein Vollbad zu vermeiden.
Als ob der Schreck einen Schalter umgelegt hätte, fühle ich mich mit einem Mal saustark und enorm leistungsfähig.
Ich stürme den Berg hinauf und murmele ****-it. Darüber bin ich selbst überrascht, weil dies nicht meinem Sprachschatz entspricht. In genau diesem Moment bin ich richtig auf dem Weg angekommen. Und ich weiß auch, wieso (erst jetzt). Diese kraftvolle positive Stimmung hält auch an, als wenig später der Regen wieder einsetzt und ich richtig nass werde.
Einige Kilometer darauf streife ich Casas Baixas und gönne mir an einem Zitronenbaum, unter dem Massen an ungenutzten Früchten liegen, eine Erfrischung. Die dickschalige Zitrone ist zwar sauer, doch auch ohne zusätzlichen Zucker sehr angenehm essbar.
Schon kurz nach 13 Uhr erreiche ich mein nach kalter Suppe klingendes Tagesziel Cachopo.
Hier gibt es, besonders während der Siesta, gar nicht einmal so viel zu erleben und zu entdecken. Immerhin stoße ich auf einen geöffneten Mini-Market, in dem ich ein paar Kekse kaufe und wo ich mir morgen früh vielleicht noch eine Banane holen kann. Ab etwa neun Uhr möchte man öffnen, sagt mir die Inhaberin.
Da es schon wieder zu regnen beginnt, gehe ich in die „Bar das Palmeiras“, wo zunächst einmal drei Hunde aus der Gaststube vertrieben werden, weil sie mir nicht besonders freundlich gesonnen sind. Im schlichten Gastraum sind nur drei alte Männer, die den Tag mit Kaffee und Schnaps bekämpfen. Alles ist hier nicht nur alt und abgenutzt, sondern auch unglaublich schmutzig. Vielleicht sollte ich auch besser einen Schnaps trinken?
Während ich warte, kommen und gehen andere Gäste und ich kann die lautstarke Lebensart studieren, die mir so fremd ist und bleibt.
Der Taxifahrer holt mich überpünktlich um 15:30 ab und fährt mich zurück nach Vaqueiros. Dabei lerne ich die Landschaft aus einer anderen Perspektive kennen. Wir passieren ein großes Umspannwerk, welches vermutlich mit den weitläufigen Solarflächen und den vielen Windrädern in Zusammenhang steht. Gerne würde ich den Fahrer besser verstehen und mehr darüber erfahren. Insgesamt ist das ein Aspekt dieser Reise, der mir etwas abgeht – nämlich all das über Land, Leute und Leben zu erfahren, was ich mir nicht selbst durch Beobachtung und mein Wanderbuch erschließen kann.
In der Unterkunft hole ich den Waschtag nach und entspanne mich ein wenig, bevor ich zum Abendessen gehe.

Länge | Auf | Ab |
---|---|---|
14.8 km | 450 Hm | 300 Hm |