4700F015-2E6D-4F22-831A-07D46726BB73Airolo, 28.06.2021

Ich schlafe tief, lange und fest und bin bereit für das Frühstück um 8:00 Uhr. Um Punkt acht klopft es. Vor der gläsernen Terrassentür steht niemand. Ich schaue hinaus – niemand! Ich wundere mich weiter, als es wieder klopft. Wie kann das denn sein? Die einzige andere Tür im Zimmer, abgesehen von der Tür zum Badezimmer, in dem sich aber ganz bestimmt niemand befindet, ist die Verbindungstür zum Nachbarzimmer. Aber die war gestern abgeschlossen und dort ist doch auch niemand?! Ich sage laut “Ja bitte“ und drücke die Türklinke der Verbindungstür. Immer noch abgeschlossen. Da dreht sich auf der anderen Seite der Schlüssel und ich kann die Tür öffnen. Zumindest ein Stück, denn ich habe natürlich meinen Rucksack und alles was darin war, vor diese für mich nutzlose Tür gelegt.
Im Nachbarzimmer steht der (maskierte!) Sohn des Hauses mit dem Servierwagen mit Frühstück. Offensichtlich hat dieses Zimmer noch eine Tür, die zur Treppe im Haus führt. Clever gemacht!
Auf Deutsch begrüßt er mich, schiebt den Wagen rüber und meint ich solle ihn nach dem Frühstück einfach wieder zurückstellen. Das ist ein toller Zimmerservice! Mir mangelt es an nichts. Gestern konnte ich schon sagen, was ich gerne hätte und was nicht, also zum Beispiel kein Joghurt und keine Wurst dafür aber Käse, Butter, Ei und Tee. So verkommt auch nichts.
Leider ist es draußen zu kalt zum frühstücken - oder ich zu sehr Weichei - so dass ich drinnen esse.
Nachdem ich ausgiebig gefrühstückt habe, überlege ich, was ich tun könnt. Draußen ist es zwar trocken aber kühl und mit tief hängenden Wolken. Das mit der Seilbahn auf die andere Talseite lasse ich dann. Also trinke ich noch eine Tasse Tee.
Irgendwann muss ich dann doch raus, um mich ein bisschen zu bewegen, denn mein Mindestbewegungsziel gilt ja jeden Tag.
Ich gehe also los in Richtung Stausee und Kraftwerk, aber ganz Airolo scheint eine große Baustelle zu sein. Der Weg ist für Fußgänger gesperrt und Bauarbeitern möchte ich nicht in die Quere kommen - die haben es auch ohne mich schwer genug. Ich lasse mich also von einem Treppenweg anziehen und gehe den Berg hinauf. Dabei fällt mein Blick auf den Wald mit den umgefallenen Bäumen, beziehungsweise Baumstümpfen. Nachdem ich gestern schon so vernünftig war, könnte ich heute doch mal schauen, ob dieses Wegstück, welches ich gestern nicht gegangen bin, von dieser Seite aus gesperrt ist? Ist es nicht. Und Waldarbeiter sind weit und breit nicht zu hören. Sogar der Wegweiser „Sentiero Gottardo“ ist vorhanden.
Steil und schmal geht es den Berg hinauf, bis ich auf die ersten Baumstümpfe treffe. Ups! Aber diese können, ebenso wie das ganze Astwerk, entweder umgangen oder einfach überstiegen werden. An den Trampel-Spuren merke ich, dass ich nicht der erste bin, der das macht. Das macht Hoffnung. Ein bisschen vorsichtig sein, schadet dennoch nicht. Und so erreiche ich nach einiger Zeit tatsächlich die Serpentine, an der ich gestern der Fahrstrasse nach unten gefolgt bin. Das mache ich auch heute wieder, denn sooo toll, dass ich den Weg wieder hinunter gehen müsste, war er selbst im Aufstieg nicht. Und heute war ich ohne Rucksack unterwegs - dafür mit frisch gewaschenem Merino T-Shirt, welches jetzt wieder nass ist. Toll!
Das sollte nun genug Bewegung für heute gewesen sein und auch der Magen signalisiert eine gewisse Leere, so dass ich mich um das Mittagessen und den Einkauf für morgen kümmern kann.
Im Ort - unweit des Bahnhofs - finde ich ein Restaurant, in dem es ein Mittagsmenü gibt. Deepl hilft mir, zu verstehen was dort auf Italienisch geschrieben steht. Menü 1 ist irgendwas mit Schwein und Menü 2 „Penne Arrabiata“. Gut - das verstehe ich auch so. Klingt vegetarisch. Nehme ich also die wütenden Nudeln und dazu was zu trinken (aqua con gas) und im Abschluss den vorgeschlagenen Espresso.
Bekomme ich hin - im Gegensatz zu anderen Deutschen zwei Tische weiter, die an der Servicekraft verzweifeln und vor sich hin schimpfen. Ist schade, aber die sehr aufmerksame Bedienung spricht halt nur Italienisch und ein paar Brocken Englisch. Und der Laden ist voll - auch und gerade mit Einheimischen. Zum Glück ist die Speisekarte (aber nicht das recht günstige Tagesmenü) zweisprachig (oder sogar dreisprachig).
Ein Bier und eine Pizza in Landessprache zu bestellen und „Grazie“ sagen sollte man doch gerade noch so hinbekommen?
Der Salat ist nicht die Wucht, aber die Penne (Rigatoni) sind wirklich gut. Ein Tomatensugo mit kräftigem Geschmack, der ab der dritten Gabel dann auch den erwarteten „Wumms“ bringt. Frischen Parmesan gibt‘s von der Bedienung, bis man Stop (oder eben „basta!“) sagt. (Das komplette Menü übrigens für nur 17 Franken - den Preis einer Pizza!).
Leider regnet es nun und ich habe weder Hut noch Regensachen dabei. Ich kann ja jetzt nicht ewig sitzen bleiben und so jogge ich zum wenige hundert Meter entfernten Coop. Dort sichere ich mir in der Gemüseabteilung erstmal eine Notfall-Kapuze (Tüte) und kaufe für morgen ein. Zum Glück habe ich nämlich noch bemerkt, dass morgen „Peter und Paul“ ist - und der ist im Tessin Feiertag.
Den Rest des Tages verbringe ich mit viel Tee im Zimmer und auf der Terrasse, denn die Sonne kommt doch noch raus. Am Abend zieht es sich wieder zu und ich stärke mich mit einer Pizza für morgen. Hier im Tessin erlebe ich gerade die kälteste und nasseste Zeit meiner bisherigen Reise - ok, bei dem bisherigen Traumwetter ist das auch nicht so schwer!


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