Almograve, 17.04.2024

Ich habe trotz des passablen Betts schlecht geschlafen. Ständig war mir entweder zu kalt oder viel zu warm und ich bemerke ein Kratzen im Hals, das dort nicht hingehört.
Das Frühstück ist so, wie ich es in einer Jugendherberge erwartet habe, lediglich der Kaffee, der aus einem Automaten kommt, ist unterirdisch. Vielleicht ist der Automat auch einfach kaputt.
Ich erfreue mich nochmal meines geräumigen Bads (mit Duschkabine), das zwar nicht hübsch, an der Decke ziemlich schimmlig, doch funktional ist.
Wie es sein kann, dass das gestern Abend gewaschene Hemd und Unterhemd trocken sind, sich die direkt daneben hängende, auch schnelltrocknende Unterhose jedoch noch genauso nass anfühlt wie gestern Abend, wird mir vermutlich für immer ein Rätsel bleiben.

Es ist kurz nach neun, als ich heute mal, mit Pulli, durch das Dorf schlendere. Von ein paar verstreuten Wanderern abgesehen, ist niemand zu sehen.
Mich der hier wild wachsenden Strelitzien erfreuend, wandere ich auf einem schmalen Pfad, vorbei an der Kläranlage, zum Strand. Gras und Gebüsch sind noch überraschend feucht vom nächtlichen Tau. Obwohl dies der offizielle Weg ist, ist er ziemlich verwachsen und scheint selten begangen zu werden, vermutlich, weil es eine Abkürzung durch den Ort gibt.
Am Strand wende ich mich nach links und nach kurzem Aufstieg stehe ich oben auf der Küste, genieße den Ausblick, an dem ich mich nicht satt sehen kann und wandere mit meinem dank der Einkehrmöglichkeit zur Mittagszeit super leichten Rucksack durch den tiefen Sand nach Süden.
Als die Abkürzung aus dem Dorf einmündet, wechselt die Wegführung auf eine unbefestigte Straße, auf der es sich hervorragend wandern lässt. Ab hier kommt leider Wandertag-Feeling auf, denn plötzlich ist der Weg voll mit Wandernden.

Bald schon geht es durch tiefen Sand weiter. Und der Ausblick! Der Fischerpfad ist echt was für die Augen - nicht unbedingt was für sie Füße.
Nach 2 Stunden erreiche ich ein Wäldchen und kann mich endlich setzen, um den Sand aus Schuhen und Socken zu entfernen. Ich ziehe jetzt doch meine Gamaschen über, auch wenn ich daran zweifle, dass sie viel nützen, da sie für ein besonderes Schuhsystem gemacht sind und an meinen Schuhen nicht richtig befestigt werden können. Mehr als im Rucksack nutzen sie mir jedoch auf jeden Fall.
Als ich einige Zeit später wieder an der Küste stehe, mit strahlend blauem Himmel über mir, bin ich so dankbar, hier und jetzt diese fantastische Zeit verbringen zu dürfen.

Schlag zwölf komme ich im kleinen Örtchen Cavaleiro an, wo ich Wasser kaufe und in einem Café etwas trinke und ein schwach belegtes Brötchen esse. Dabei treffe ich auf ein paar bekannte Gesichter und kann mich ein bisschen unterhalten. Verschiedene Wanderkonzepte treffen hier aufeinander. Einerseits zwei Frauen, die eine Woche Fischerpfad mit Gepäcktransport pauschal gebucht haben, ich, der den kompletten Weg im Voraus selbst organisiert hat und schon jede Unterkunft und jeden Transport bestmöglich vorgebucht hat und der Wanderer aus Berlin, der alles kurzfristig bis maximal zum nächsten Tag in die Zukunft bucht und nicht einmal einen Rückflug hat. Schön ist, wenn jeder mit dem, was er tut, zufrieden ist.

Seit dem Mittagessen wandere ich nun auf Feldwegen mit prima Ausblick und bin wieder ganz für mich alleine. Die Büsche und Gräser verströmen in der strahlenden Sonne ein herrlich angenehmes Aroma.

5 km vor dem Tagesziel liegt tief unter mir der fantastische Strand Praia do Tunel. Kein Mensch ist unten und am Strand sehe ich nur einige wenige Fußspuren. Als ich den Abstieg entdecke, wird mir klar, warum. Dennoch will ich es versuchen, meistere, das dünne, marode Seil ignorierend, die erste felsige Kletterstelle mit halbwegs gutem Gefühl, bevor mich
vor der nächsten, sandigen, ausgesetzten Stelle der Mut verlässt. Beziehungsweise die Vernunft Oberhand gewinnt. Hier möchte ich nicht abstürzen. Wenn es sein müsste, käme ich ganz bestimmt nach unten. Ganz bestimmt, aber nicht ganz sicher. So verlockend es ist, so unvernünftig ist es auch – zumal ich alleine bin. Also drehe ich um, kraxle spielend wieder nach oben und wandere unerfrischt weiter. Dann muss ich wohl doch am angeblich nur 60 m von meinem Apartment entfernten Strand baden gehen.

Wenige Kilometer vor Zambujeira do Mar gelange ich an ein kleines Restaurant, vor dem der gleiche Wanderer vom Mittagessen sitzt, sodass ich mir spontan auch einen Kaffee gönne und wir danach gemeinsam, größtenteils parallel zur Straße, zum Tagesziel wandern.

Das AirBnB, in das ich um 17 Uhr einchecke, ist wunderschön gestaltet und komfortabel, und die Begrüßung ist sehr herzlich. Der Strand ist wirklich nicht mehr als 60 m entfernt und man kann direkt über Treppen zu ihm hinuntergehen. Das mache ich auch gleich, denn die starke Brandung möchte ich mir nicht entgehen lassen. Für Surfer muss das ein Traum sein. Als Badender muss man allerdings sehr weit ins Meer hineinlaufen, da sich nach etwa 200 m nochmal eine große Sandbank befindet und das Wasser dort im Moment gerade mal knöcheltief ist. Diese Sandablagerung muss meiner Meinung nach mit Querströmungen in dieser Bucht zu tun haben. Außer mir ist nur noch 1 Surfer hinter dieser Sandbank und die anrollenden Wellen haben viel Kraft. Gerne würde ich noch zum Punkt, an dem sie brechen, doch das ist mir zu weit draußen.

In meinem Appartement mache ich große Wäsche und nutze Balkon und Wäscheständer, wobei ich erst ziemlich spät realisiere, dass der Balkon nicht nur vom geschlossenen Fenster gegenüber, sondern auch von der von oben kommenden Straße aus einsehbar ist. Es hätte sich also angeboten, etwas überzuziehen. Nun denn - jetzt gehe ich jedenfalls zum Abendessen in den Ort. Richtig viel Hunger habe ich nicht und so lasse ich das von der Vermieterin empfohlene und mir zu vornehm erscheinende Restaurant links liegen und esse eine Kleinigkeit in einem Imbiss, der von einer der vielen Asiaten, vermutlich Nepalesen, betrieben wird. Ich habe heute gelernt, dass diese in großer Zahl in den Beeren-Plantagen arbeiten und nach 7 Jahren die portugiesische Staatsbürgerschaft bekommen können. (Einfach mal „Himbeervisum“ googeln).

Danach genieße ich den Sonnenuntergang von einer Bank oberhalb des Strands - welch ein wunderbarer Ausklang des Tages!

Länge Auf Ab
25.2 km 185 Hm 184 Hm


Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.