Zambujeira do Mar, 18.04.2024

Das Appartement ist einfach klasse und das Bett war himmlisch bequem. Irgendwann habe ich sogar gemerkt, dass es zwar keinen Vorhang gibt, der vor dem nächtlichen Licht der Straßenlaterne schützt, aber Außenläden und habe gleich nochmal besser weitergeschlafen. Nur das Kratzen im Hals, das mich immer noch begleitet, gefällt mir nicht so gut.

Auch wenn ich manchmal etwas tollpatschig erscheinen mag, habe ich gestern Abend doch noch dran gedacht, die frisch gewaschene Wäsche mitsamt Ständer in die Wohnung zu holen, denn als ich diesen heute Morgen nach draußen stelle, ist dort alles pitschnass. Meine Wäsche hingegen ist bis auf den Bund meiner Wanderhose perfekt trocken und dort helfe ich ein bisschen mit dem Föhn nach.

Die Vermieterin hat mir gestern eine Obstschale mit Orangen, zwei Brötchen, Butter und ein Glas Marmelade und Kaffee dagelassen. So kann ich den Tag entspannt angehen lassen und im „Schlafanzug“ frühstücken. „Kleinigkeiten“, die einen riesigen Unterschied machen.
Hier gefällt es mir so gut, dass ich vielleicht tatsächlich mal wiederkomme. Mit 250 MBit Internet vielleicht tatsächlich mal zum Arbeiten und Baden?

Um 10 Uhr breche ich bei angenehm kühlen 18° und bedeckten Himmel auf, treffe auf dem Weg zur Apotheke meine Berliner Wanderbekanntschaft, der hier spontan eine zweite Nacht dranhängt und erwerbe ein Spray gegen Halsschmerzen. Bin mal gespannt, wie gut das wirkt.

Hinter dem Strand beginnt der Weg durch die Dünenlandschaft. Es ist echt wunderschön hier, doch dieser tiefe Sand macht mich trotz des bedeckten Himmels schon morgens fertig!
Da auch heute die 500 Höhenmeter irgendwie zustande kommen müssen, führt der Weg nun felsig zum Strand von Carvalhal hinab, bevor es auf der anderen Seite wieder hinauf geht. Durch Zistrosen, Riesenfenchel und mir unbekannter, bunt blühender Botanik dem inzwischen blauen Himmel entgegenzuwandern - gibt es Schöneres?

Zur Mittagszeit passiere ich erneut zwei Strände unbeschreiblicher Schönheit zu denen ich sogar hinunter gelangte, doch mir ist im Moment nicht nach Baden.

Bemerkenswert finde ich, dass neben Deutschen auch eine Vielzahl an Franzosen, Briten und vor allem Italiener unterwegs sind.

Nach einem schönen, felsigen, steilen Ab- und Aufstieg durch die nächste Bucht, wobei ich natürlich auf eine zwölfköpfige italienische Wandergruppe auflaufen muss, gelange ich zur Villa mit Privatbucht der Fado-Legend Amália Rodriguez. Diese wird jetzt von ihrer Stiftung touristisch als Bed & Breakfast vermarktet. Die Nacht in der Luxus-Suite mit Meerblick ist für unter 200 € durchaus erschwinglich und ganz bestimmt ein besonderes Erlebnis. Gleich mal vormerken?

Es ist schon nach 13 Uhr und mir hängt der Magen in den Kniekehlen, denn sehr üppig war das Frühstück nicht. Hinter jeder Biegung erhoffe ich mir den Ort, an dem ich Mittagspause machen möchte, doch der Weg zieht und zieht sich. Endlich erreiche ich das ärmlich wirkende Dorf mit dem angeblich guten Fischrestaurant direkt oberhalb des kleinen Hafens. Es ist sehr gut besucht. Hier bekomme ich glücklicherweise mal wieder ein alkoholfreies Bier und darf mir einen der toten Fische, die in einer Kiste an den Tisch gebracht werden, aussuchen, der dann für mich auf dem Grill zubereitet wird. Es kostet mich zwar etwas Überwindung, mal wieder etwas zu bestellen, was mich dann vom Teller aus traurig anschaut, doch hier möchte ich es wieder versuchen.

Die Seebrasse (sea bream) ist jedenfalls halbiert gegrillt und gut gefällt mir, dass Gemüse, Kartoffeln und Salat separat serviert werden. Mal wieder einen ganzen Fisch zu essen war ganz nett und er hat mir wirklich gut geschmeckt, doch so bald werde ich das nicht wiederholen.

Das letzte Wegstück bis zum Tagesziel beginnt mit einem knackig felsigen Aufstieg und dann geht es weiter im tiefen Sand. So langsam kann ich keinen Sand mehr sehen. Auf den vorgelagerten Felsen nisten nun hin und wieder Störche, die dort in der ungestörten Sicherheit ihre Nester gebaut haben.

Was auf dem Weg wirklich zu kurz kommt, sind Möglichkeiten, um bequem Pause zu machen. Überall ist der Boden entweder zugewachsen, sandig oder scharfkantig. Von Sitzbänken oder gar Sinnesbänken kann man hier nur träumen. Auf einer Klippe finde ich glücklicherweise ein paar Quadratmeter harten, glatten Boden, lege mich halb auf meinen Rucksack, decke mich mit meinem Handtuch zu, um mindestens etwas Schatten zu haben, lausche dem Rauschen der Wellen und schlummere kurz darauf sanft hinweg. Als ich wieder aufwache, bin ich trotz der nur 20° schweißgebadet. Und erholt. Jetzt ist es nicht mehr weit bis nach Odeceixe und ich freue mich auf die vom Wanderführer versprochenen 4 km Fahrstraße zu dem etwas im Landesinneren liegenden Ort. Nach so viel Sand endlich bequem gehen! Es ist von 17 Uhr und nun kann ich endlich Geschwindigkeit aufnehmen und „fliege“ mit knapp 6 km/h fast dahin. Die Dusche ruft!

Das Appartement liegt zentral und hat eine Waschmaschine. Damit wären alle positiven Eigenschaften aufgezählt. Während sich also das 14-Minuten-Programm mit meinen Klamotten beschäftigt, dusche ich in einer winzigen Dusche im kleinen Bad und versuche gleichzeitig den muffigen Geruch aus der Wohnung zu lüften. Das Bett scheint ganz okay zu sein, aber auf die Möbel mit betagtem Kunstlederbezug oder die Couch mit fleckigem Überwurf setze ich mich, wenn’s geht, lieber nicht. Da schaudert's mich schon beim Angucken.
Und dann gehe ich zum Abendessen in eines der 4 Restaurants im Zentrum - 20 Meter entfernt. Da es bald recht frisch sein wird ist und alle Plätze draußen belegt sind, setze ich mich in eine Pizzeria und genieße einen richtig guten Salat sowie eine schmackhafte vegetarische Pizza. Ein tolles Leben!

Fazit: Auch heute war’s schön - bin gespannt, wie's weitergeht.

Länge Auf Ab
23.2 km 264 Hm 288 Hm


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