Soltau, 05.09.2024

Um 4:30 klingelt der Wecker. Laut und lange. Nicht bei mir, doch in einem der angrenzenden Zimmer. Wäre es meiner, würde ich ihn ausschalten, doch offensichtlich kann man das auch anders handhaben. Nach zwei Minuten gibt der Wecker auf, um nach 10 Minuten erneut sein Glück zu versuchen.
Ich bleibe noch eine Weile liegen, doch schlafe nicht mehr ein. Nun geistern mir auch noch Gedanken zum gestrigen Tag durch den Kopf. Jetzt reicht's aber!
Draußen ist es noch dunkel. Frühstück gibt es erst um 7:30. Der Bus fährt um 9 Uhr.
Ich stehe auf und bemühe die Fahrplanauskunft. Zum Bahnhof in Bispingen fährt tatsächlich nichts früher. Doch plötzlich finde ich eine Verbindung zur Schule. Das klingt gut. Damit wäre ich schon um 7:20 in Bispingen.
Ich entscheide mich, den frühen Morgen als Geschenk anzunehmen, mache mich in Ruhe fertig und gehe um 6:30 los. Den Schlüssel werfe ich in den Briefkasten, da der Zugang zum Hotel/Rezeption abgeschlossen ist und schreibe eine Mail. Zum Glück habe ich gestern schon bezahlt, obwohl man mir Bezahlung bei Abreise vorgeschlagen hatte. Intuition?

Der Bus befördert außer mir nur noch 3 Smartphones mit den zugehörigen Schülern zur „Grund- und Oberschule Bispingen“. Hinter dieser Schule muss ein besonders Konzept stecken, denn sonst ergibt es wenig Sinn, Schüler aus dem viel größeren Soltau hierher zu fahren.

Beim Bäcker des mir schon von vorgestern bekannten EDEKA frühstücke ich und genieße es, im Freien sitzen zu können. Ich lasse mir richtig viel Zeit und breche erst auf, als es voller wird. So viele Menschen, die latent unzufrieden zu sein scheinen. Mir sind das zu viele negative Schwingungen.
Über eine Allee mit jungen Bäumen verlasse ich Bispingen und sehe dabei eine wunderschöne Gartenkreuzspinne in ihrem Netz. Natur pur.

Ich wandere an Maisfeldern entlang und gelange ich zu einem Wäldchen beim Rosenhof, wo mich ich eine Bank im Schatten zur Pause einlädt. Diese Einladung nehme ich an und genieße, dass ich es genießen kann. Dass die Sonne scheint, es weder zu warm noch zu kalt ist und ich mich einfach des Lebens erfreuen kann. Es ist so schön.

Als ich durch Behringen wandere, ist es erst halb 12 Uhr. Das Hotel zur grünen Eiche scheint nicht wirklich geöffnet zu sein, doch im Hof gibt es so schöne Sitzplätze im Schatten der alten Bäume …
Ich störe kurz beim Saugen des Restaurants und bekomme trotz allem einen Kaffee, den ich draußen ihn in aller Ruhe genieße, denn außer mir ist niemand da.

Schluss mit Pause!
Die Hügelgräber-Gruppe Behringen passierend wandere ich in den Friedwald Lüneburger Heide und strebe voran Richtung Totengrund. Der Weg wirkt über weite Strecken wie ausgestorben und mir gefällt es gut, doch den dauerhaften Verbleib in diesem oder einem anderen Friedwald würde ich gerne noch etwas herauszögern.

Rund um das idyllische, autofreie Heidedorf Wilsede befindet sich eine herrliche Heidelandschaft. Allerdings scheint dies allgemein bekannt zu sein, denn hier wimmelt es vor Spaziergängern und e-Bikern.
Etwas abseits von Wilsede und auch nur, weil ich mich verlaufen habe, stoße ich auf das traumhafte Haus „Mein Teegarten“ mit einem bunten, weitläufigen Garten und einer ganz besonderen, charmanten Eigentümerin. (Ihre Kommunikation ist zwar nach meinem Dafürhalten so dermaßen entschleunigt und übertrieben wertschätzend, dass sie mich vermutlich rasend machen würde, falls ich länger mit ihr zu tun hätte, und das, obwohl ich mich schon für entspannt halte, doch bei einmaliger Einkehr ist es ungefährlich).
Ich freue mich, hier etwas verweilen zu dürfen und gönne mir das erste Stück Kuchen dieser Wanderung. Im Garten wohnen auch freilaufende Hühner, teils mit niedlichen Küken. Hier kauft man keinen Kaffee und Kuchen, sondern etwas Zeit in idyllischer Umgebung, in der man sich als Gast fühlen darf.

Ausgeruht und gestärkt erklimme ich nun die höchste Erhebung der Heide, den Wildeser Berg, auf dessen Gipfel ich mich unglaubliche 169,2 m über dem Meeresspiegel befinde. Es ist nicht die Höhe, die mich begeistert, sondern die lila blühende Heide und der Blick ins weite, flache Land, welches sich bis zum Horizont zu erstrecken scheint.

Und dann geht’s bergab. Durch schönen Wald und mit Ausblicken auf die Heidelandschaft erreiche ich Undeloh und checke direkt am Ortsrand in den Undeloher Hof ein. Das Zimmer ist fast doppelt so teuer wie das der letzten Nacht und ich fühle mich darin auch doppelt so wohl. Nur der Empfang war nicht doppelt so freundlich. Sind halt viele Touristen hier. Die bringen zwar das Geld, aber machen Arbeit und nerven irgendwie doch. Sorry dafür.

Jetzt wasche ich erst einmal meine Klamotten und dusche mich und dann gehe ich zum Abendessen. Die Speisekarte habe ich mir schon angeschaut und sie bietet einige Gerichte, die mich ansprechen. Viele Alternativen zum Essen im Hotel gäbe es auch nicht.

Fazit: Heute war das eine richtig schöne, entspannte Heidewanderung. Countdown: noch 2 Etappen.

Länge Auf Ab
19.8 km 197 Hm 198 Hm