Undeloh, 06.09 2024

Hinter mir liegt eine lange, ruhige Nacht und da ich mich in einem Urlaubshotel befinde, gibt es Frühstück erst ab 8 Uhr.
Der Frühstücksraum ist hell und freundlich und auch das Büffet lässt bei mir kaum Wünsche offen. (Hier gibt es Gemüse nicht einmal zu dekorativen Zwecken). Ich bin froh, dass ich nicht die vielen verschiedenen Sorten Blut- und Leberwurst probieren muss, denn die sehen vorzüglich aus. Stattdessen akzeptiere ich die Herausforderung, mich durchs Käsebuffet durchzuprobieren.
Beim Bezahlen entwickelt sich ungeplant ein angenehmes Gespräch, womit der nicht ganz so freundliche, gestrige Empfang überkompensiert wäre.

Es ist schon 9:30 Uhr, als ich mich auf den Weg mache und nach einem kurzen Abstecher in die Sankt Magdalenen Kirche aus dem zwölften Jahrhundert befinde ich mich tatsächlich auf dem Wanderweg.

Bis nach Wehlen, einem aus nur wenigen Häusern bestehenden Haufendorf mitten im Walde, wandere ich vorwiegend auf bereiten Wegen durch den Mischwald mit bemerkenswert altem Eichenbestand. Die Sonne scheint vom strahlend blauen Himmel und blinzelt durch das Blätterdach. Nur wenige Vögel zwitschern. Ist es ihnen zu warm oder sind sie auch im Urlaub?
Weiter geht es auf einem schmalen Pfad entlang des Bächleins Seeve - Genuss pur!

Ich merke, dass ich mich Handeloh nähere, denn mir kommen eine Handvoll Wanderer und einige E-Biker entgegen. Die E-Biker teilweise in wahnwitzigen Tempo, sodass ich mich frage, wie viel sie von ihrer Umgebung überhaupt wahrnehmen. Zum Grüßen sind jedenfalls keine freien Kapazitäten vorhanden.

Ich kaufe mir unter anderem einen leckeren Salat bei Edeka, den ich wenig später an der frischen Luft esse. Schon bald nach Verlassen von Handeloh darf ich wieder in den Wald eintauchen, was angesichts der unbarmherzig vom blauen Himmel brennenden Sonne und annähernd 30 °C wirklich angenehm ist.
Ein wunderschöner, großer Admiral (Schmetterling) meint, mit mir spielen zu können, denn er setzt sich fotogen vor mir auf den Weg, um dann jedes Mal, wenn ich kurz davor bin, ein Bild von ihm zu machen, wegzufliegen. Nicht irgendwohin, sondern nur einige Meter entfernt vor mir mitten auf dem Weg. Dieses Spiel machen wir bestimmt 6- oder 7-mal, bevor ich aufgebe.

Auf dem 130 m hohen Brunsberg erwartet mich erneut eine prachtvoll lila Heidelandschaft. Auch dieser „Berg“ ist eine zurückgebliebene Moräne der letzten Eiszeit. Auf dem Gipfel gönne ich mir das fast noch kühle Radler, das ich von Handeloh bis hierher im Rucksack getragen habe, im Schatten zweier im Wind rauschender Birken, während ich den Blick über die Heide schweifen lasse. Aahhhh!

Direkt nach dem Berggipfel beginnt der Abstieg in die Höllenschlucht. Der Weg verläuft tief unten in der Schlucht, während links und rechts die Schluchtwände aufragen. Täusche ich mich, oder vermag ich einen leicht teuflischen Schwefelgeruch wahrzunehmen? Gleich ist es aus! Ein Wegweiser! Dieser zwingt mich, die Schlucht noch vor ihrem Ende über die linke Flanken wieder zu verlassen. Ist das überhaupt machbar?
Und so verlasse das, was woanders als schöner Hohlweg durchgehen würde, hier jedoch als Schlucht verkauft wird, und wende mich Buchholz zu.

Bald stoße ich auf die Bahnlinie, auf der gerade eine RB38 nach Hannover fährt. Ja, den Zug kenne ich. Den Gleisen folgend erreiche ich wenig spektakulär den Bahnhof dieser 40.000 Einwohner zählenden Stadt. Mein Hotel liegt außerhalb, was mir heute weitere 5 km beschert, was jedoch die morgige, letzte Etappe auf angenehme 20 km verkürzt. Der Grund für die Wahl dieser Unterkunft war allerdings nicht deren Lage, sondern die Tatsache, dass es die einzige kurzfristig verfügbare Unterkunft für unter 250 € war. Es ist immer noch Hochsaison, von den Einheimischen auch „lila Wahnsinn“ genannt.

In Bahnhofsnähe befinden sich mehrere ansprechende Verpflegungsoptionen, doch im Augenblick möchte ich nur noch im Hotel ankommen und duschen.
Im Zickzack irre ich nun durch den Stadtwald mit Waldfriedhof und danach durch nichtssagende Gegend, bis ich endlich das Flair Hotel Eiche erreiche.

Der Check-in verläuft freundlich und zuvorkommend, wobei man mich fragt, ob ich im Hotel zu speisen gedenke. Nach einem Speiserestaurant steht mir der Sinn gerade gar nicht und ein kurzer Blick auf die Karte bestätigt das.

Ich erledige die Wäsche und versuche unter der Wasserspar-Dusche zu duschen. Irgendwann ist tatsächlich Dreck und Seife ab. Wasser wurde vermutlich nicht gespart, Spaß definitiv. Ein Spaziergang zu LIDL beschert mir ein Bier und die Pizza gibt’s schräg über die Straße.
Während ich die Pizza im Freien verspeise, lassen es sich die Mücken auch schmecken.

Fazit: Ein schöner, abwechslungsreicher Tag auf dem E1. Der Vorletzte.

Länge Auf Ab
31.8 km 287 Hm 304 Hm


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