Vaqueiros, 19.04.2025
Ich wache erholt auf und, da die Belgier*innen schon in der nächsten Unterkunft sind, bin ich alleine im Frühstücksraum. So richtig überlaufen ist es hier nicht.
Heute gilt es wieder, alles einzupacken und die Wassermenge für die 8-Stunden-Tour richtig abzuschätzen. Draußen ist es kühl und ich freue mich, dass es trocken ist und die Sonne durch den Wolkenhimmel blinzelt. In einer Pfütze sehe ich, dass es doch tröpfelt. Das Wetter ist wirklich verrückt hier.
Der Transfer nach Cachopo erfolgt mit dem gleichen Auto, doch heute fährt mich eine Frau. Verständigung ist noch schwieriger, doch dafür fährt sie hervorragend defensiv und hört auch die angenehmere Musik.
Vorbei am öffentlichen Waschplatz und auf Betonpfeilern über einen sumpfigen Bach verlasse ich den Ort – es ist windig und kalt!
Ich passiere viele nackte Korkeichen, deren geschälte Rinde am Ortsrand aufgestapelt liegt. Diese Gegend ist für ihren qualitativ extrem hochwertigen Kork bekannt, und immerhin ist Portugal der weltgrößte Produzent von Naturkork, der für weit mehr als zum Verschließen von Weinflaschen eingesetzt wird.
Sehr steil und steinig wandere ich den Hügel hinauf bis zu einer Windmühlenruine. Jetzt ist mir warm.
Entgegen meiner Gewohnheit, während des Wanderns nur zu wandern, telefoniere ich lange mit meiner Tochter.
Immer wieder ziehe ich meine Regenjacke an und aus und gehe die Hügel hinauf und hinab. Irgendwie müssen die 1000 Höhenmeter heute ja zustande kommen.
Um 13 Uhr bin ich in dem kleinen Ort Castelão und mache auf einer Bank Mittag.
Nun geht es hinab ins Tal mit dem Fluss Odeleite. Ich freue mich, dass ich in der Sonne Mittagessen konnte, denn nun beginnt es schon wieder zu regnen. Das Wetter ist heute unglaublich wechselhaft – besser als Dauerregen. Auch dieses Mal hört der Regen nach 10 Minuten wieder auf.
Ich überquere den Fluss ganz problemlos über eine Brücke – ich kann nicht wirklich nachvollziehen, warum der Wanderführer so ein Thema daraus macht. Vielleicht gibt es tatsächlich Situationen im Frühjahr, wenn der Fluss Hochwasser hat und dann komplett unpassierbar ist?
Um 14:30 bin ich in Parises und kehre in der kleinen Bar ein. Außer mir ist dort nur die Besitzerin, die mir einen Galão macht und meint, ich sei dann wohl um 17:30 am Ziel. Keine Ahnung, ob das aufmunternd gemeint ist, doch ich merke, dass ich schon jetzt ziemlich platt bin.
Sie setzt sich zu mir, und wir versuchen, ein paar Sätze auszutauschen. Sie erwähnt die vier Belgier*innen, die gestern 2 Stunden später als ich heute ankamen und dann mit dem Taxi abgeholt wurden. Angeblich kommt fast jeden Tag ein Wanderer oder eine kleine Gruppe vorbei, von daher ist es ja prima, dass es die Via Algarviana gibt.
Hochmotiviert laufe ich hemdsärmelig weiter, um schon nach 5 Minuten wieder die Regenjacke anzuziehen. Das Sonne-Regen-Spiel nimmt und nimmt kein Ende.
Gefühlt unendlich viele Hügel und Regenschauer später erreiche ich das Bergdorf Barranco do Velho. Der Blick für die Korkeichen, Pinien und andere Bäume geht mir gerade völlig ab – und schöne Blumen gibt es immer weniger. Ich möchte nur noch ankommen, duschen und die Füße hochlegen. Und ich merke, dass ich heute nicht richtig gut auf mich geachtet habe, denn ich habe viel, viel zu wenig getrunken.
Im Hotel „A Tia Bia“ ist man von der feuchten Witterung, die dieses Jahr ausgeprägter ist als sonst, ebenso wenig begeistert, denn sie schlägt einerseits aufs Gemüt und sorgt andererseits dafür, dass es in den Zimmern schimmelt – laut Gastgeberin an Stellen, die sonst nie betroffen waren.
Aus dem Wasserhahn kommt kaum Wasser – in der Dusche ist’s ein bisschen besser. Rechte Freude mag allerdings nicht aufkommen, doch das ist mir jetzt auch egal.
Das Restaurant ist vollständig eingedeckt und soll auch voll werden, doch man hat mir einen Platz reserviert. So ein Glück! Und die Bedienung spricht nicht nur Englisch, sondern ist auch echt freundlich zu mir.
Als Gericht empfiehlt sie etwas, was sich als mit Gemüse gefüllter Brotlaib herausstellt. Viel zu viel – und ich esse auch zu viel davon – doch sehr lecker.
Über allem steht meine Freude, den strapaziösen Tag gemeistert zu haben – trotz aller Umstände.
Fazit: Geschafft!

Länge | Auf | Ab |
---|---|---|
30.6 km | 1011 Hm | 917 Hm |