Barranco do Velho, 20.04.2025 (Ostersonntag)

Ich habe nicht gut geschlafen. Ob dies an der Anstrengung oder dem zu reichlichen Abendessen oder wirren Gedanken lag, vermag ich nicht zu beurteilen.
Nun gehe ich jedenfalls zum Frühstück, nachdem ich versucht habe, mich an dem spärlichen Wasserrinnsal am Waschbecken zu erfrischen.
Der Gastraum ist schon wieder komplett für das Mittag-/Abendgeschäft eingedeckt, und ein Tischlein ist für mein Frühstück vorbereitet.
Das Hotel ist echt nicht doll, doch das Essen reißt alles raus. Ich bekomme frisches Rührei und auch sonst so viel aufgetischt, dass ich ganz locker etwas Obst und ein paar Scheiben Brot abzweigen kann – und damit mein Abendessen sichere, gemeinsam mit der Dose Sardinen, die ich schon eine Weile mit mir herumtrage. In Salir ist nämlich heute ab 14 Uhr alles geschlossen, und ich möchte mich nicht stressen.
Nun kann ich mir so viel Zeit lassen, wie ich möchte, und einfach irgendwann ankommen. Für den Self-Check-in in Salir habe ich bereits gestern ein Video erhalten und bin daher auf niemanden angewiesen. Ob ich heute wohl den Pool nutzen kann?
Draußen ist es feucht und neblig, und die Straße regennass – vielleicht ändert sich das noch, bis ich nachher losmarschiere.

Um 9 Uhr mache ich mich auf den Weg und merke sehr schnell, dass ich überoptimistisch war. Nur mit Pulli und Hemd bekleidet, ist es deutlich zu kalt, und auch mit Jacke und Buff bin ich froh über die Bewegung. Handschuhe wären auch was Feines!
Trotz allem bin ich gut gelaunt und dankbar, dass meine Blase am Abheilen ist, nicht mehr ganz so weh tut, und freue mich auf die heutige Etappe. Laut Wetterbericht soll später sogar noch die Sonne herauskommen.

Ich wandere auf der Hochebene (500 m) und genieße den Ausblick. Bei guter Sicht und schönem Wetter könnte man von hier bis an die Küste – also vermutlich bis Faro – sehen.
Ich passiere eine alte, weiße Windmühle und kann in der Ferne den flachen Rücken des „Rocha da Pena“ erahnen. In der Nähe meine ich, schon am markanten Wasserturm mein Tagesziel Salir zu erkennen.

An geschälten Korkeichenbäumen und Zistrosen entlang starte ich meinen Abstieg von der Hochebene. Ich passiere einen bedrohlich bellenden und sich schnell im Gelände bewegenden Hund, der sich glücklicherweise doch von mir fernhält. Ein gutes Gefühl habe ich dennoch nicht. Gerade will ich mich darüber freuen, dass mir warm ist, als es zu regnen beginnt – und das, obwohl es in der Wetter-App nicht vorgesehen ist. Sowas!

Auch hier sehe ich wieder Erdbeerbäume, deren Früchte im Herbst zum Brennen des Medronho dienen. In der schmuddeligen Bar vorgestern hatte ich ihn bereits zur Desinfektion (von innen) probiert. Er schmeckt (vermutlich) besser als Sagrotan, doch der Spitzname „Wurmtöter“ kommt nicht von ungefähr.

Unten im Tal kommt die Sonne heraus, und so wandere ich, von Steinmauern gesäumt, lustig vor mich her. Es kann so schön sein – denke ich.
Unvermittelt biegt der Weg ab, und ich stehe vor dem Bach Ribeira do Carrasqueiro, den ich nur zeitaufwendig und mit Mühe trockenen Fußes überqueren kann.

Weiter geht es – und nur einen kurzen Regenschauer später komme ich an eine schöne Picknickbank am Rio Seco. Ich mache Pause und genieße das Rauschen des Flusses und das Vogelgezwitscher.
Kurz nach dem Rastplatz sollte ich den Rio Seco überqueren. Da er derzeit gar nicht „seco“ ist und auch an der flachsten Stelle mindestens wadentief Wasser führt, wurde mir hierfür eine Umgehung über eine Fahrstraße vorgeschlagen, die ich, ohne lange zu überlegen, annehme.
Wenige Meter später überquere ich den Fluss auf einer ordentlichen Brücke und stoße auf einige schöne, gepflegte Villen und Palmen, bevor ich die letzten Kilometer nach Salir auf einer Teerstraße fortsetze.

Hier unten wachsen Olivenbäume, Feigen, wilder Wein, und vereinzelt leuchten mir rot blühende Mohnblumen entgegen. Dies ist eine völlig andere Vegetation als in der Landschaft, durch die ich bisher gewandert bin.

Gegen 13 Uhr erreiche ich Salir – für lange Pausen unterwegs war es einfach nicht warm und schön genug. Der Ort kommt mir mit seinen 2700 Einwohnern riesengroß vor – und ist es im Vergleich zu den letzten Ortschaften auch.
Da der Spar-Supermarkt noch geöffnet ist, beschließe ich, es mir heute richtig gut gehen zu lassen, und besorge mir doch noch eine Tomate, Zwiebel und Karotte sowie ein Bier für heute Abend. Dann mache ich mich auf den Weg zu dem etwa 1 km außerhalb gelegenen Ferienhaus. Vom Wasserturm, direkt neben der Kirche, genieße ich den Blick und schaue zurück in die Berglandschaft, in der ich heute Morgen noch war.

Das Ferienhaus entpuppt sich als kleine Anlage mit sechs kleinen Appartements und einem zentralen Pool und Gemeinschaftsraum. Vor meinem Zimmer steht überdacht ein Tisch und eine Liege, auf der ich es mir mit Blick auf Salir bequem mache. Und vor dem Nachbarappartement steht sogar ein Wäscheständer – perfekt!

Länge Auf Ab
16.3 km 205 Hm 485 Hm


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