Salir, 21.04.2025 (Ostermontag)
Tomate + Zwiebel + Ölsardine + Kuchen + Bier = Sodbrennen.
Auf diese einfache Formel kann ich die Unvernunft des gestrigen Abends und der daraus resultierenden, über Stunden schlaflosen Nacht bringen. So schlecht hat sich mein Magen lange nicht angefühlt. Ich muss unbedingt heute damit beginnen, mich so zu ernähren, wie ich weiß, dass es mir guttut und nicht das zu essen, was ich hier standardmäßig bekomme. Vor allem zu süß, zu fett, zu salzig, zu viel. Wobei ich für mein gestriges Abendessen selbst verantwortlich war.
Heute erwartet mich traumhaftes Wetter und die Sonne scheint vom überwiegend blauen Himmel. Um 10 Uhr breche ich auf, verabschiede mich beim Gehen von den netten, holländischen Nachbarn, und wandere zunächst den Hügel zur Kirche von Salir hinauf und genieße die Aussicht. Bei diesem Wetter ist es hier unglaublich schön.
Zwischen mit Steinmauern gefassten Feldern folge ich dem Weg und passiere mehrere kleine, ärmlich wirkende Dörfer mit vielen kläffenden Hunden – zum Glück hinter Gartentoren. Auch stehen hier mehrere alte Brunnen, an denen die traditionelle Bewässerungstechnik erklärt wird. Es gefällt mir unglaublich gut hier in der Ebene, die ich jedoch bald nach links verlasse und schweißtreibend den Hang hinaufwandere. Oben angelangt, bewundere ich den markant flachen Hügel „Rocha da Pena“ auf der gegenüberliegenden Talseite, der mir gestern schon aus der Ferne ins Auge gefallen war.
An gut eingezäunten und mit hohen Steinmauern umrandeten Orangenplantagen, in denen die Bäume sich unter der Last der schweren Früchte biegen, nähere ich mich Benafim.
In der Nähe des zentral gelegenen Supermarkts stoße ich auf eine bequeme Bank – die erste Sitzgelegenheit seit meinem Start – und nutze diese gerne, um Pause zu machen. Auch wenn gerade eine dunkle Wolke vor der Sonne steht, genieße ich das heute sehr angenehme Wetter und die 20 Grad.
Der Ort hat in etwa gleich viele Einwohner wie Salir, macht auf mich jedoch einen deutlich gepflegteren Eindruck.
Durch die wunderschön blühende Natur und begleitet von Vogelgesang wandere ich fast meditativ abwärts – immer mit leicht besorgtem Blick zum immer dunkler werdenden Himmel – bis ich den Fluss „Ribeira de Alte“ erreiche. Ich erschrecke zunächst über dessen Ausmaße an der Stelle, an der die Straße durch ihn führt, doch glücklicherweise gelingt mir die Überquerung trockenen Fußes ein paar Meter daneben. Nun darf ich auf der anderen Seite des Tals wieder hinaufwandern. Die Natur ist so beruhigend. Ich kann völlig abschalten, beziehungsweise meinen Gedanken freien Lauf lassen.
Freien Lauf lassen nun auch die Wolken ihrem feuchten Inhalt, sodass heute kein regenfreier Wandertag wird. Es wäre schön gewesen – doch ich merke, dass ich auch diesbezüglich schon viel gelassener geworden bin.
Mir fällt auf, dass in dieser Gegend nicht nur Olivenbäume, sondern auch eine enorme Anzahl an Johannisbrotbäumen wachsen.
Bekannt war mir, dass man die Kerne zum Aufwiegen von Diamanten genutzt hat, da diese unabhängig von ihrer Größe immer 1 Karat schwer sind – doch so viele Diamanten kann es hier gar nicht geben. Inzwischen sind die Bäume ein echter Wirtschaftsfaktor, da man sie nicht nur in der Kosmetikindustrie nutzt, sondern neben Tieren auch an Menschen verfüttern kann (Johannisbrotkernmehl dient u. a. als natürliches, veganes, glutenfreies Gelier- und Verdickungsmittel).
Ich erreiche den Ortsrand von Alte an der historischen Wasch- und Badestelle „Fonte Grande“, an der sich Touristen befinden und eine kinderreiche Großfamilie (Ostern?) feiert. So viel Leben nach der Stille in der Natur. Auch heute bin ich unterwegs keinem Wanderer/Spaziergänger begegnet.
Im Ortskern, unweit der schönen Kirche, finde ich meine moderne Unterkunft. Eine Mitarbeiterin empfängt mich professionell freundlich, doch nicht herzlich, und führt mich vor mein Zimmer. Ich entscheide mich gegen ein Bad im kalten Pool im Innenhof ebenso wie gegen den warmen, nach sehr viel Chlor riechenden Jacuzzi auf der Dachterrasse und mache erstmal einen kleinen Spaziergang durch das „Zentrum“, wo ich nun doch noch einen Galão trinke.
Auf dem Rückweg in die Unterkunft scheint plötzlich die Sonne richtig stark, und ich entscheide mich, doch noch in den Jacuzzi auf der Dachterrasse zu gehen. Das ist unglaublich schön und fühlt sich gleichzeitig auch etwas dekadent an. Hier mit eingeschalteter Blubber-Funktion im 40 Grad warmen Wasser über den Ort zu schauen und die Aussicht zu genießen – wow! Und meiner Muskulatur tut es auf jeden Fall auch gut.
Zum Abendessen gibt es heute ein paar Haferflocken mit Banane, damit ich hoffentlich mal wieder gut schlafen kann.
Offiziell ist die Via Algarviana in 14 Etappen eingeteilt, womit ich nach dem heutigen siebten Wandertag eigentlich die Hälfte der Etappen (– nicht die Hälfte des Weges –) „gemeistert“ hätte. Da ich allerdings mir durch Halbierung der Etappe 12 insgesamt 15 Etappen vorgenommen habe, ist bei mir dies erst nach der morgigen Etappe der Fall.

Länge | Auf | Ab |
---|---|---|
19.3 km | 356 Hm | 388 Hm |