Was würde ich anders machen / Empfehlungen aus der Sicht eines Wanderers, der jeden Abend ein Dach über dem Kopf haben möchte. Für Zeltwanderer – die diesen Blog vermutlich nicht lesen – ist die Situation anders.

Planung/Buchung: Zur Via Algarviana / GR13 gibt es umfangreiches Kartenmaterial und eine Unterkunftsliste bei der Organisation, die den Weg ins Leben gerufen hat. Ich habe es nicht geschafft, damit selbstständig Unterkünfte zu buchen, was einerseits an Sprachkenntnissen lag (meist nur telefonische Kontaktaufnahme möglich) und der Tatsache, dass es nicht am Ende jeder Etappe Unterkünfte gibt und Transfers nötig sind, wobei es nicht unbedingt lokale Taxis gibt. Meine Transfers – die im Anschluss auch Gepäck transportiert haben – hatten auch mal 1 Stunde Anfahrt, um mich dann 10–15 Minuten zu transportieren. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass so etwas nötig ist – davor hätte ich zurückgeschreckt.
Ich hatte über einen deutschen Anbieter ein individuelles Angebot erstellen lassen, der dieses dann über einen lokalen Anbieter abgewickelt hat. Dadurch war mit einer Transaktion die Unterkunft, Transfers, Frühstück und Lunchpaket sichergestellt – und auch die Bezahlung erledigt.
Ich würde das vermutlich wieder so machen bzw. mit dem jetzigen Wissen ggf. direkt mit dem lokalen Anbieter in Kontakt treten, obwohl der deutsche Anbieter sehr, sehr professionell war.
Aber! Man sollte sich sehr genau mit der Strecke, den Verpflegungsmöglichkeiten etc. auseinandersetzen. Alles, was der lokale Anbieter organisiert hat, hat auch funktioniert. Diesen Ablaufplan sollte man vor Abreise jedoch sehr genau prüfen. Dennoch handelt es sich nicht um ein Rundum-sorglos-Paket. Wenn man z. B. an Feiertagen irgendwo ist, wo die Läden/Restaurants geschlossen sind – Pech! Wenn man mit dem (halben) Liter Wasser aus dem Lunchpaket keinen ganzen Tag wandern möchte oder mit der Menge oder Art der Verpflegung nicht klarkommt, dann darf man sich selbst kümmern. Wenn es offizielle Warnungen/Umleitungen auf dem Weg gibt, tut man gut daran, sich sicherheitshalber selbst darum zu kümmern. Der lokale Anbieter hat das offizielle Kartenmaterial in der ersten Unterkunft hinterlegt und drei kopierte Zettel mit Umleitungen. Nicht mehr und nicht weniger. Um sich mit dem Weg auseinanderzusetzen, ist das meiner Meinung nach viel zu spät.
Echte „Betreuung“ unterwegs gibt es nicht, was ich auch nicht erwartet oder gebraucht hätte. Der lokale Reiseveranstalter hat dreimal eine WhatsApp-Nachricht geschrieben, ob es mir gut ginge – allerdings nicht nach dem Blackout. Ob und wie gut man Hilfestellung erhält, wenn man sie braucht, musste ich zum Glück nicht testen. Was passiert, wenn man unterwegs verloren geht / verunglückt, möchte ich nicht wissen, zumal das nicht einmal jeden Abend auffallen würde.
Von der Idee, spontan Unterkünfte vor Ort zu finden, darf man sich verabschieden. Das ist nicht möglich.
(Auf Anfrage nenne ich gerne Namen und Kontakte – doch ich sehe es nicht ein, kostenlos Werbung für irgendwen zu machen und mir damit vielleicht noch Probleme einzuhandeln.)

Navigation: Der Weg ist bis auf wenige Stellen hervorragend markiert. Ich hatte den GPX-Track dabei und würde auch nicht ohne diesen losgehen. Dafür habe ich das Kartenmaterial nicht mitgenommen, weil es mir zu schwer war (die 14 kleinen Karten wiegen fast 400 g). Ich würde das wieder so machen.

Wanderschuhe: Es wird immer dringend auf hohe Wanderschuhe hingewiesen. Ich hatte nur niedrige Wanderschuhe. Für mich war es die richtige Entscheidung – meinen Sturz hätten auch hohe Schuhe nicht verhindert. Für zwei Bachüberquerungen, bei denen ich auch so rübergekommen bin, wären hohe, wasserfeste Schuhe nett gewesen. Zur Not muss man die Schuhe halt ausziehen. Andere Gründe für hohe Schuhe gibt es nicht. Trittsicher sollte man definitiv sein – es ist steinig, doch nicht alpin.

Stöcke: Für mich wichtig für die Bachüberquerungen und als Unterstützung, während ich Blasen hatte. Auch als ich im steilen Gestrüpp unterwegs war (wo ich nicht hätte sein sollen), waren sie sehr hilfreich.

Badeschuhe: (Adiletten) für die Fluss-/Bachüberquerungen und gleichzeitig als Hausschuhe in der Unterkunft/Restaurant etc. – würde ich wieder so machen.

Sicherheit: An einigen Stellen gibt es keine Mobilfunkabdeckung. Der Weg ist sehr selten begangen, und man trifft auch nicht auf lokale Bevölkerung. Man wandert durch unbesiedeltes Hinterland. Dessen sollte man sich sehr bewusst sein.

Hunde: waren in den Dörfern/Bauernhöfen immer hinter Zäunen, angebunden oder friedlich. Ich hatte nur eine unangenehme Begegnung, bei der ich mit einem „Stein“ drohen musste.

Sprache: Je weiter im Hinterland man ist, desto öfter wird ausschließlich Portugiesisch gesprochen. Google Translate hilft, wenn Netz vorhanden ist. Und sonst – die Menschen waren dort immer nett, und dann muss es halt so irgendwie gehen.

Via Algarviana (GR13) oder Fischerpfad
Wer Hügel, Natur, Ruhe und Einsamkeit sucht, ist mit der Via Algarviana gut bedient. Ich habe einen Einblick bekommen, wie die Algarve auch aussehen kann und – wenn auch nur eingeschränkt – wie die Menschen hier leben.
Und ja – es hat auch einen Reiz, den ganzen Tag durch Zistrosen, Blumenwiesen, Korkeichen- oder Eukalyptuswälder die Hügel hinauf und hinunter zu wandern und vielleicht hier und da ein verfallenes Haus zu sehen oder ein verlassenes Dorf zu durchqueren – den ganzen Tag kein Auto zu hören und keine Menschenseele zu Gesicht zu bekommen – dabei die Aussicht zu genießen und jeden Tag zu beobachten, wie sich die Landschaft und Natur wandelt. Wen das anspricht, der ist hier genau richtig.

Der Fischerpfad bietet eine ganz andere Art Erlebnis: spektakulärere Panoramen an der Steilküste, den Atlantik mit tollen Buchten und Bademöglichkeiten. Der Spaß-Faktor ist hier deutlich höher. Gleichzeitig ist der Fischerpfad viel frequentierter, und man ist oft nahe an dem, was wir Zivilisation nennen. Unterkunft und Verpflegung stellen im Vergleich keine wirkliche Herausforderung dar, und insgesamt ist er einfacher zu erwandern, da es keine „Monster-Etappen“ (lang und mit vielen Höhenmetern) gibt.

Fazit: Ich bin dankbar, nun auch das andere Gesicht der Algarve hautnah kennengelernt zu haben. Die Reise hielt auf und abseits des Weges unerwartete Herausforderungen bereit – körperliche wie geistige. Keine möchte ich missen.


Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.