Bad Berleburg, 30.04.2023

Meine top-moderne Pulsuhr misst nicht nur meine Herzfrequenz, sondern teilt mir auch mit, wie gut ich geschlafen habe. Ihrem Qualitätsurteil „schlecht“ schließe ich mich uneingeschränkt an. Obwohl das Bett bequem war, habe ich abwechselnd geschwitzt und gefroren – keine Ahnung, wieso. Obwohl am Sonntagmorgen noch recht wenige Autos unterwegs sind, war für mich die Nacht um 5 Uhr zu Ende. Im Vergleich zur Sackgasse auf dem Dorf, in der ich wohne, ist es wohl überall laut.

Das Frühstück ist gut und reichlich. Es kommt garniert mit einer netten Unterhaltung mit einem Ehepaar aus Stuttgart, die ihren neuen E-Skoda erstmals für eine Langstrecke ausgefahren haben und begeistert sind. Auch heute wird das Hotel, welches seinen Haupterwerb aus „Essen auf Rädern“ für ältere Menschen zu ziehen scheint, mit minimalem Personaleinsatz betrieben.

Als ich um kurz nach neun endlich los wandere, hat sich der Morgennebel verzogen, und die Sonne zeigt sich am blauen Himmel. Trotzdem wirken die vollständig mit Schiefer geschindelten Häuser düster.

Ich passiere das prunkvolle Schloss Berleburg und schleppe meinen, aufgrund des Proviants für heute und morgen ziemlich schwereren Rucksack aufwärts. Schon bald kann ich im kurzärmligen Hemd wandern.

Der Weg führt durch durch und durch mit Moos bewachsenen Wald, in den stellenweise die Sonne vom blauen Himmel hinein blinzelt. Kein Geräusch, außer dem Vogelgezwitscher und gelegentlich einer entfernt bimmelnden Kirchenglocke. Einfach traumhaft!

Bald schon verläuft der E1 auf dem Waldskulpturenweg. 2005 meinte eine in Frankreich lebende Künstlerin, ein grün gestrichenes Haus um drei Bäume herum errichten zu müssen und nannte es „Grünstation“. Daraufhin zogen Stürme über das Land und fällten die Bäume. Nun steht hier ein grünes Haus mit Löchern im Dach. Toll! Ich hätte da mal ein paar Fragen … – und schüttele den Kopf.

Zur Mittagszeit erreiche ich nach 400 Höhenmetern den höchsten Punkt des heutigen Tages, den Saukopf (715 m). Hier steht schon wieder Kunst im Wald – ich kann mich zwar direkt davor stellen und doch fehlt mir der Zugang dazu. Erneutes Kopfschütteln. Und dieses wird sich im Laufe des Tages noch mehrfach wiederholen.

Inzwischen begegnen mir auch immer öfter Wanderer, was nicht weiter verwunderlich ist, denn der nächste Parkplatz ist nahe – und auch die Sonne, die hinter Wolken Pause gemacht hat, schickt mir ein paar wärmende Strahlen.

Auf einer bequemen Sinnesbank mit Blick ins weite Land genieße ich meine Mittagspause. Herrlich!

Wie ich so auf meinem Beobachtungsposten sitze und die vorbeiziehenden Menschen beobachte, drängen sich mir ein paar Fragen auf:

  • Wie konnte ich als Kind eine Wanderung ohne Bollerwagen oder Laufrad überstehen?
  • Wieso habe ich meine Eltern nie mit Bierflasche oder Alu-Bembel in der Hand durch den Wald wandern sehen?
  • Gibt es ein Mindest-Übergewicht für E-Bike Fahrer*innen
  • Habe ich schon einen Sonnenstich?

Es wird Zeit, meinen Rucksack zu packen und weiterzugehen.

Wenig später erreiche ich den Kyrill Pfad und nutze die Gelegenheit, zu sehen, wie die Natur mit dem 2007 durch den Orkan zerstörten Wald umgeht. Danach mache noch einmal Pause, um ein paar Zeilen in meinem Buch zu lesen und die Erdbeeren, die ich hergetragen habe, zu genießen. Es ist doch noch so früh. Mhhh … – ist das lecker.

Es dauert keinen Kilometer, und schon bin ich wieder allein im Wald.

Auf breiten Forstwegen schlendere ich gemütlich dem Tagesziel Oberkirchen entgegen und kann dabei schon den Turm auf dem Kahlen Asten sehen, an dem ich hoffentlich morgen Mittag vorbeiwandern werde.

Die Kunstinstallationen nehmen kein Ende, doch wenn sie in meinen Augen auch zu sonst nichts taugen, bringen Sie mich doch mit einem Ehepaar in ein längeres Gespräch. Das tut gut. Und wie es der Zufall will, ist eine Bekannte von Ihnen gestern mit dem Rad ans Nordkap losgeradelt, um im August dort anzukommen. Es gibt also auch hier Menschen, die abseits der Norm ihre Träume leben.

Recht entspannt und froh darüber, mir für heute nur eine kurze Etappe geplant zu haben und nicht der vom Rother-Führer vorgeschlagenen Einteilung gefolgt zu sein, erreiche ich Oberkirchen. Dort werde von einer großen Anzahl gehobener Hotels und einem extrem gepflegten Dorfbild überrascht.

Im Hotel Schieferhof empfängt man mich sehr warmherzig und wir unterhalten uns ein wenig über meine Tour. Ich bin heute der einzige Hotelgast und man erläutert mir, wo ich im Ort zu Abend essen kann. Ich hatte ohnehin vor, nicht im Hotel zu essen, da mir der Sinn nicht nach einem 3-Gänge-Menü steht und das auch finanziell nicht attraktiv ist. Als ich ankündige, morgen früh nicht frühstücken zu wollen, scheint dies nicht ungelegen zu kommen. Ich bekomme den Tipp, heute noch in der benachbarten Pizzeria Pizzabrötchen zu besorgen. Hätte ich das mal früher gewusst, denn ich trage schon seit zwei Tagen 100 g Müsli genau für das morgige Frühstück durch die Gegend. Das wird jetzt auch gegessen!

Schnell noch das Hemd gewaschen, damit es viel Zeit zum Trocknen hat und schon drehe ich eine kleine Besichtigungsrunde durch den Ort. Danach hole ich mir recht früh mein Abendessen (Salat wird ja nicht kalt) und genieße die Sonne auf einer Bank am rauschenden Dorfbach.

Fazit: Das war ein richtig schöner Tag heute.  Gerne mehr davon!

Länge Auf Ab
19 km 435 Hm 409 Hm

 

 


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