Singen, 22.07.2023

Glücklicherweise habe ich das härtere der beiden IKEA-Bettchen gewählt und trotz Verkehrslärm und Erdgeschosslage ganz passabel geschlafen.
Ich frühstücke beim Bäcker und mache mich dann gleich auf den Weg, was nicht bedeuten soll, dass es noch früh ist. Ich denke sogar darüber nach, heute einen ungeplanten Ruhetag einzuschieben, doch ein Plan ist ein Plan ist ein Plan. Außerdem ist traumhaftes Wetter. Also los!

Um zu bemerken, dass Singen eine närrische Stadt ist, reicht es, sich umzuschauen. Nicht nur springen mir Brunnen und Skulpturen mit närrischen Motiven ins Auge - nein, auch der Fußgängerverkehr wird durch Narren gelenkt. Was dem Berliner sein Ampelmännchen, ist dem Singener sein „Poppele“, dem Symbol der Singener Fasnacht, das hier alle Fußgängerampeln ziert.

Ich folge dem E1 aus der Stadt hinaus und mache kleine Schlenker, um die Herz-Jesu-Kirche und Wochenmarkt mitzunehmen.
Überraschend schnell bin ich im Wald, in dem es dank des gestrigen Regens angenehm kühl und feucht ist.

Der Weg nach Steißlingen gestaltet sich angenehm, abgesehen von einem extrem zugewachsenen Wegstück, bei dem ich meinen Stock als Macheten-Ersatz gegen Brennnesseln und Brombeerranken zum Einsatz bringen muss. Ich passiere den kleinen Ort mit einigen wirklich hübschen Fachwerkhäusern, kaufe mir noch etwas Wasser und etwas zum Mittagessen.

Der Weg kilometerlange, geteerte Weg zur Burg Homburg vermag nicht wirklich, mich zu begeistern, der Ausblick von der Burg dafür umso mehr. Radolfzell ist inzwischen in greifbarer Nähe - die Insel Reichenau ist deutlich zu sehen - und dahinter liegt Konstanz. Und das ist auch gut so.
Ich gönne mir eine Mittagspause mit traumhafter Aussicht und beobachte dabei die Raubvögel, die die Thermik am Burgberg ausnutzen und scheinbar mühelos durch die Luft gleiten.

Als ich Möggingen, das geplante Ende der heutigen Etappe, erreiche, bin ich genervt von dem vielen Wandern auf Teerwegen und Straßen. Da ich ohnehin zurück nach Singen muss, da es hier kein Quartier für eine Nacht gab, beschließe ich, noch 6 km dranzuhängen und bis Langenrain zu wandern, damit meine morgige Etappe kürzer wird. Und das ist eine richtig gute Entscheidung, denn plötzlich führt der Weg in den Wald und wird zu einem schönen Pfad, den ich richtig genießen kann. Das brauche ich jetzt.

Am Bürgerhaus im kleinen Ort Langenrain ist Schluss für heute. Der Rufbus kommt schon vor der Zeit und bringt mich nach Allensbach. Ich überlege kurz, ob ich mir den Bodensee, oder konkret den Gnadensee, überhaupt anschauen „darf“, weil ich mit dem Bus hingefahren bin und mir die Vorfreude auf morgen nicht kaputtmachen möchte. Und dann genieße ich doch eine ganze Weile das Seeklima. Vermutlich würde eine Meinungsumfrage ergeben, dass es hier wunderschön ist. Mir gefällt es auf jeden Fall.

Die S-Bahn bringt mich zügig und pünktlich (SBB) nach Singen und da morgen Sonntag ist, gehe ich jetzt Proviant für morgen und zudem mein Abendessen einkaufen und bereite mich mental auf die letzte Etappe vor.

Länge Auf Ab
27.4 km 505 Hm 400 Hm


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