IMG_6027Ziegelhausen, 04.09.2019

Bei wunderschönem Wetter geht es nach ausgiebigem Frühstück in Ziegelhausen los. Steil geht es hinauf auf den Königstuhl, den ich bereits vom Neckarsteig her kenne. Weiter geht es falbelhaft markiert auf dem Höhenzug des Odenwalds nach Gauangeloch. Hier steht ein mit sehr viel Liebe gestalteter Informations-Kasten zum E1 und zu Thomas Bongarts, der diesen Weg vom Nordkap bis ganz ans Ende in Italien gegangen ist. Seine Webseite mit Tourenbericht (www.e1-traum.de) kenne ich schon, allerdings hatte ich nicht realisiert, dass der E1 durch seinen Heimatort hindurchläuft. Ich lese länger im Tourenbuch und hinterlasse einen Eintrag und bin noch voller Emotionen, als ich weiterlaufe und im Wald von einem Gassi-Gänger angesprochen werde. Wir unterhalten länger über den E1 und den Jakobsweg. Eine schöne Begegnung, die mir Kraft gibt.
Der Rest des Tages vergeht wie im Fluge - zumindest kommt es mir so vor. Ich hänge viel mit meinen Gedanken an den Tourberichten und weiss immer mehr, dass mein E1 länger werden soll als die Strecke Nassau-Pforzheim.
Die Unterquerung der A6 ist etwas abenteuerlich. Aufgrund einer Baustelle ist nicht klar, ob ich die Unterquerung verwenden kann, oder einen Umweg laufen muss. Glücklicherweise klappt es gerade noch so - und falls die Bauarbeiter ein größeres Problem damit haben, dass ich durch ihre Baustelle husche, lassen sie es sich nicht anmerken. Ich winke und grüße freundlich - und bekomme das Echo zurück. Ein, zwei Tage Später wäre hier allerdings kein Durchkommen mehr gewesen.
Ein Bio-Bauernhof hat zur Krönung des Tages in seiner Self-Service-Station selbstgemachtes Eis im Angebot. Nicht das leckerste Eis ever, aber eine angenehme Abwechslung. Vielleicht wäre es dem Geschmack auch zuträglicher gewesen, wenn ich mich erst aus dem Geruchs-Kreis des Bauernhofs entfernt hätte?
Und so wandere ich beschwingt in Mühlhausen ein.
Eine jüngere Wandererin kommt strahlend auf mich zu (- bin ich gar nicht gewöhnt -) und fragt mich, ob ich den Weg kenne. Sie kann gar nicht fassen, dass ich NICHT auf dem Jakobsweg, sondern auf dem E1 unterwegs bin. Offensichtlich durchqueren beide Wege Mühlhausen.
Auf der Suche nach einem Bäcker für den nächsten Tag spreche ich eine Einheimische an. Leider sind die Bäcker im Ortskern geschlossen, vermutlich weil sie den Einkaufsmärkten, die sich an beiden Ortsenden befinden, zum Opfer gefallen sind. Die Einkaufsmärkte liegen leider gar nicht auf meinem Weg und ich habe wirklich keine Lust, noch dorthin zu laufen, da mir die heutige Strecke in den Füßen steckt. Ich bedanke mich artig und gehe Richtung Hotel. Nach 50 Metern ruft die Frau plötzlich nach mir und winkt. Ich wundere mich sehr. Sie bietet mir an mich gerne zu einem der Einkaufsmärkte mitnehmen zu können. Offensichtlich hat sie sich vom ersten Schock, von einem unrasierten Wanderer angesprochen zu werden, erholt. Ich freue mich sehr und sage ihr das auch, lehne aber dennoch ab und gehe zum Hotel Leo. Auch hier ein extrem freundlicher Empfang vom Chef selbst. Als ich ihm sage, dass ich am nächsten Tag weiter nach Gochsheim möchte und nach einem Bäcker frage, sagt er ohne zu zögern, dass ich mich gerne vom Frühstücksbuffet bedienen könne. Einem Wanderer helfe er gerne!

 

Länge Auf Ab
28.3 km 736 Hm 709 Hm