Frühlingsanfang auf dem Nahesteig
Idar-Oberstein 20.03.2021,
Um 5:00 Uhr starte ich zu Hause um nicht zu spät in Idar-Oberstein zu sein. Den Zug um kurz vor sieben kann ich vergessen, also habe ich ausreichend Zeit bis 8:05 Uhr, bis der nächste Zug fährt. Laut Thermometer sind es -2°, aber es fühlt sich viel kälter an. In der Bäckerei am Bahnhof erstehe ich ein paar Brötchen und man ist dort sogar in der Lage einen koffeinfreien Kaffee zuzubereiten. Schmeckt zwar nicht, aber wärmt die Hände.
Das Ticket für die 14-minütige Fahrt mit der Bahn nach Neubrücke kostet 6,15 €. Irgendwie finde ich das teuer. Dafür ist der Zug pünktlich, sauber, warm und leer.
Das erste Problem folgt schon direkt nach Beginn der Wanderung. Die Überquerung der Nahe über die im Fluss liegenden Steine ist nicht möglich da diese nicht mehr vollständig vorhanden sind und die Nahe recht viel Wasser führt. Zum Glück ist direkt daneben eine Eisenbahnbrücke, so dass ich gleich verbotswidrig den Tag starte. Von der anderen Seite des Weges ist eine Umleitung ausgeschildert, aber nicht aus meiner Richtung.
Vorbei am Firmengelände des namhaften Topf– und Pfannenherstellers Fissler geht es der Nahe entlang. Die Morgensonne lässt die mitt zu Raureif überzogenen Sträucher und Gräser glitzern. Auch die nächste Überquerung der Nahe ist nicht möglich, da das Wasser viel zu hoch ist für die Trittsteine. Zum Glück ist hier die Umleitung gut ausgeschildert.
In Weiersbach nutzt man den Frühlingsanfang um Müll zu sammeln und den Festplatz auf Vordermann zu bringen. Gerade als ich vor verschlossener Türe der Kirche stehe, kommt gerade der Pfarrer(?) um diese für die heute stattfindende Firmung vorzubereiten. Gerne werfe ich einen Blick hinein und halte einen Moment inne.
Der nun folgende Kirchenweg ist das für mich schönste und anspruchsvollste Wegstück. Entstanden ist dieser Weg durch Kirchgänger, die erst Ende des 19. Jahrhunderts eine eigene Kirche in ihrem Ort bekamen und vorher in den mehrer Kilometer entfernten Nachbarort mussten. Für mich absolut unvorstellbar wie es gewesen sein muss, bei Wind und Wetter im Sonntagsstaat, vermutlich morgens bei Dunkelheit und im Winter bei Eiseskälte in die Kirche zu „wandern“. Das ist vielleicht einmal einen Gedanken wert, wenn für viele hier in der „ersten Welt“ heute das Maximum an Entbehrung ein Funkloch oder Corona- Regeln sind. Für nichts in der Welt möchte ich tauschen!
Bei Heimbach überquere ich noch einmal die Nahe bevor es auf der anderen Talseite steil und schweißtreibend den Berg hinauf geht. Die Wintermütze kann ich nun wohl endgültig wegpacken!
Nach dem Aussichtspunkt „Eisenbahner-Glück“ und dem Abstieg ins Tal genieße ich den Weg so sehr, dass ich unaufmerksam werde und eine Abzweigung verpasse. Ich merke das erst in Nohen und habe keine Lust, zurück zu gehen und die Extra Schleife noch zu laufen. Ich glaube, so schön war die auch gar nicht 😉
Nach Nohen folge ich Der Umleitung die Zunächst auf breiten Wegen und dann weglos durch den Wald führt. Sie ist hervorragend markiert und macht mir richtig Spaß!
Das nun folgende Stück finde ich irgendwie zäh, obwohl mir der Abstieg bei Enzweiler ausnehmend gut gefällt. Wenige Kilometer vor Idar-Oberstein als der Weg im breiten Tal verläuft zweifle ich am Verstand der Wegbauer. Anstatt dem Radweg zu folgen, zweigt der Weg ab, führt einen Hügel hinauf, von dem aus es nichts zu sehen gibt und mündet dann wenige hundert Meter später wieder in den Radweg. Heute lasse ich diesen Schlenker aus - ich habe mich letztes Mal schon ausreichend geärgert. Heute unterliege ich nicht der Illusion, dass die letzten Kilometer geschenkt sind, denn bevor das Ende am Kronenhof erreicht ist, darf man auf einem schönen Pfad nochmal etwas Höhe gewinnen.
Ich bin froh, als ich nach gut 8 Stunden das Portal durchschreite. Von hier zum Bahnhof ist es nicht weit und ich gehe direkt weiter in die Fußgängerzone, um mir ein Eis zu. Abschluß zu holen. Es ist absolut tote Hose. Alle Läden bis auf ein afrikanisches Lebensmittelgeschäft sind geschlossen. Kein hektisches Treiben, welches mich von meinem Eis und einem abschließenden Blick auf die Felsenkirche ablenkt.
Schön war´s.
(Beim Tracken des Weges gab es ein paar Probleme....)
Länge | Auf | Ab |
---|---|---|
32.7 km | 718 Hm | 796 Hm |