Bad Nauheim, 07.04..2023

Nach zweistündiger Bahnfahrt erreiche ich Bad Nauheim, von wo aus ich auf dem Taunus-Rhön-Weg nach Schlitz wandern möchte. Das Oster-Wochenende ist die letzte Möglichkeit, mein Outdoor-Equipment zu testen und meinen Rücken an den Rucksack zu gewöhnen, bevor ich in 3 Wochen meine lange Wanderung nach Dänemark starten werde. 

Das Wetter ist allerdings deutlich kälter als ursprünglich erwartet und ich bin sehr gespannt, wie ich die drei Nächte im Zelt überstehe und ob ich Plan B oder C aktivieren muss.

Jetzt geht es aber erstmal los!

Der schöne Sprudelbrunnen in Bad Nauheim ist Startpunkt und derzeit Baustelle, was wirklich schade ist. Bei Regen verlasse ich die Stadt auf gut markiertem Weg durch einen Park und erreiche bald darauf die Salzwiesen von Wisselsheim. Obwohl ich schon lange in der Gegend wohne und auch schon von den salzhaltigen Quellen in Friedberg gehört habe, ist mir diese geologisch bedingte Seltenheit neu.

Knöcheltiefe Matschwege fordern, meine volle Konzentration, beschmutzen mein Beinkleid, und führen mich in das überregional bekannte Rosendorf Steinfurt.

In Erinnerung an das alle zwei Jahre hier stattfindende Rosenfest vertieft, verlaufe ich mich prompt.

Im weiteren Wegverlauf wechseln sich schlammige, sumpfige und matschige Wegen ab, bis sich endlich die Münzenburg - auch Wetterauer Tintenfass genannt - zeigt. Da der Weg nicht unmittelbar an der Burg vorbei führt und der immer noch anhaltende Dauerregen keine Aussicht auf tolle Aussicht verheissen, spare ich mir den Umweg. Im Ort findet sich leider kein Café oder Restaurant, obwohl meine Lust auf ein Stückchen Kuchen und einen wärmenden Kaffee beträchtlich sind.

Die nächsten Kilometer werden kulturell anspruchsvoll, denn es geht gemeinsam mit dem Lutherweg 1521 an Kastellen mit ausführlichen Schautafeln vorbei, weiter zur Burgwüstung Arnsburg und weiter zur Burg Arnsburg. Deutlich sieht man dort die Spuren der nächtlichen Feuersbrunst, die letztes Jahr nicht nur die Scheune dieses ehemaligen Zisterzienserklosters zerstört hat.

Endlich hört der Regen auf, der mich seit Beginn der Wanderung begleitet.

Ein wunderschöner Wanderweg entlang der hochwasserführenden Wetter bringt mich nach Lich.

(Namen von Flüssen können schon lustig sein. In meiner Heimat gibt es einen Fluss namens Wiese und hier einen Fluss namens Wetter.)

Vorbei an der Brauerei Ihring & Melchior, die das „Licher Bier“ braut, wandere ich in die historische Altstadt, wo ich ein kleines, türkisches Paradies vorfinde. Ein leckerer vegetarischer Teller, eine Steckdose zum Laden des iPhones, eine Plastiktüte für meine total eingesaute Regenhose, eine ziemlich saubere Toilette und die Möglichkeit, meine Wasserflasche zu füllwn - das ist, was ich gerade brauche.

Um 19:00 Uhr breche ich auf, damit ich in etwa 5 km ein Plätzchen im Wald finde. Nach dem Regen tummeln sich auf den feuchten Wiesen unglaublich viele Gänse und veranstalten einen ziemlichen Lärm. Sehr schön ist das!

Ich bin überrascht, wie früh es schon dämmert, obwohl erst um 20:45 Uhr Sonnenuntergang sein soll. Jetzt noch einen gescheiten Platz finden, wo an jeder Ecke ein Hochsitz steht – gar nicht so einfach. Endlich habe ich ein Plätzchen gefunden und schaffe es gerade noch so, das Zelt aufzubauen, bevor es dunkel ist. ich hoffe, das wird eine gute Nacht.

Länge Auf Ab
30.5 km 362 Hm 314 Hm