Hannover, 31.08.2024

Die Nacht verlief ruhig und ich habe ziemlich gut geschlafen. Aus Erfahrung weiß ich, dass die BoxHotel-Betten mit guten Matratzen ausgestattet sind. Einziges Manko ist die am Fußende des Betts verlaufende Treppe, die die Bewegungsfreiheit der Füße einschränkt.
Um 6 Uhr klingelt der Wecker, und ich schaffe es, mich zügig zu duschen und wanderbereit zu werden. Die Wege in der 4 qm kleinen Box sind kurz - nur vor der steilen Treppe habe ich Respekt. Für einen Zwischenstopp ist das bahnhofsnahe, meist 40 € kostende Hotel, bei dem man jederzeit an- und abreisen kann, ideal.

Eine ziemlich leere S-Bahn bringt mich nach Celle. Hier kenne ich mich bereits aus und an der Bushaltestelle, an der ich den Bus zum Schlossplatz nehme, prangt auch schon eine E1-Markierung.
Im Stadtzentrum schlendere also über den Markt, frühstücke in einer Bäckerei und kaufe mir noch Brötchen und Karotten, denn vor heute Abend bekomme ich sonst nichts mehr.

Und dann bringt mich der Bus mitten ins Nirgendwo zur Haltestelle „Scheuen-Reiherberg NABK“. (Treue Leser wissen ja bereits, dass sich hier Neu-Tsellis befindet und NABK für Niedersächsische Akademie für Brand und Katastrophenschutz steht).
Vor lauter Wanderfreude nehme ich direkt an der Bushaltestelle den falschen Weg und lande in einer Sackgasse. Ich nehme mir vor, achtsamer zu werden.

Entlang einer stillgelegten Eisenbahnlinie wandere ich durch den regenfeuchten Wald, genieße die Kühle und beginne, den Geist herunterzufahren. Vögel höre ich keine, dafür Schussgeräusche vom Standortübungsplatz. Um kein Geld der Welt möchte ich jetzt tauschen.

Nach ein paar Kilometern betrete ich den Naturpark Südheide und wandere weiter auf breiten, sandigen Forststraßen. Vereinzelt wächst Heidekraut neben dem Weg. Richtig beeindruckt bin ich noch nicht. Und doch genieße ich es, hier und jetzt wandern zu dürfen.

Ein großer Brombeerspinner kreuzt meinen Weg und lässt seine rostroten Haare in der Sonne glänzen. Ist das nicht fantastisch?
Bei den Wildecker Teichen genieße ich die Idylle und die Ruhe, obwohl mit nun schon die dritte Wanderin begegnet.

Ich nähere mich dem Dehningshof und auf dem säuberlich getrennten Weg mit einer Spur für Wanderer/Radfahrer, einer Spur für Autos und einer Spur für Pferde kommen mir vermehrt Reiterinnen auf ebensolchen entgegen. Gleichzeitig lichtet sich der Wald und erste, lila blühende Heideflächen erfreuen mein Auge. Hier mache ich jetzt Pause.
Leider treffen schon nach ein paar Minuten drei Radfahrer ein und obwohl sie sich normal verhalten, ist es vorbei mit der herrlichen Ruhe. Ich gehe weiter.

Bedauerlicherweise ist der Dehningshof mit der „Fuhrmann-Schänke“, der bereits 1816 an dieser alten Handelsstraße erbaut wurde, seit 2021 nur noch ein privater Ferienhof ohne Gastronomie. Mit der Wander-Logistik hatte ich letztes Jahr in diesem Bereich schon meine Mühe. Und dann musste ich diese Etappen auch noch gesundheitsbedingt ausfallen lassen. Dieses Mal habe ich eine andere Lösung gefunden und so bedeutet die geschlossene Gastronomie für mich heute lediglich, dass es keinen Kaffee, kein Bier und keine Toilette gibt. Schade. Für pferdeaffine Menschen ist es übrigens bestimmt schön hier.

Bald schon erreiche ich einen wunderschönen See neben einer großen Heidefläche. Ein wahrer Besuchermagnet. Der großzügig gestaltete Parkplatz ist voll und am See tummeln sich die Spaziergänger. See und Heide lassen sich in wenigen Minuten barrierefrei umrunden und danach bin ich wieder (fast) allein im Wald.

Nach 20 km erreiche ich die Heide bei Tiefental. Mir gefällt es hier unglaublich gut - ganz besonders, weil sich etliche Pfauenaugen am Heide-Nektar laben. Ich finde eine etwas abseits gelegene Sitzgelegenheit und genieße. Trotz der angenehmen Temperaturen flirrt die Luft über der Heide. Kein Vogel ist zu hören, doch überall summt und brummt es.
Ich atme den Moment ein und bemerke, dass ich glücklich bin.

Nach einer langen Weile wandere ich weiter und bin wie ausgewechselt. Mehr schlendere ich, als dass ich eile. Ich genieße jeden Sonnenstrahl, den Blick in die Natur - und vergesse völlig, mir darüber Gedanken zu machen, was heute Abend sein wird, oder morgen, oder nächste Woche.

Noch bevor ich Misselhorn erreiche, wandere ich kilometerweit durch die blühende Heide. Genau so habe ich mir das vorgestellt. Einfach nur schön!

Am Misselhorner Hof ist eine geschlossene Gesellschaft, doch schon wenig später gelange ich an einen Platz, an dem eine Springreitveranstaltung stattfindet. Und Kaffee inklusive kurzer Fachsimpelei mit einer Heidewanderin gibt es dort auch. Die schönsten Etappen lägen wohl noch vor mir - doch oh oh, dann kommen die hohen Harburger Berge. Ich lass‘ mich einfach überraschen.

Nun ist es nicht mehr weit ins Hotel in dem auch ein mongolisches Restaurant angesiedelt ist. Dieses hat jedoch so viele grottenschlechte Bewertungen, dass ich, um meine Gesundheit zu schonen, weder Abendessen noch Frühstück hier einnehmen werde. Das Haus ist völlig abgewohnt, doch das Zimmer könnte schlimmer sein und ich werde unglaublich freundlich empfangen. Selbst die Einkaufsgelegenheit im Ort erklärt man mir gerne.

Nach Dusche, Wäsche und kurzer Pause ziehe ich also ins Dorf, um Wasser für morgen zu kaufen und einen Happen zu essen.

Fazit: Heute war ein anstrengender und erfüllender Tag. Ich glaube, ich bin angekommen.

Länge Auf Ab
28.2 km 201 Hm 219 Hm


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