Raum Frankfurt, 12.04.2025

3:21 zeigt die Uhr, als ich mich von der neuen Frau meines Herzens verabschiede und in sternenklarer Vollmondnacht zum Flughafen starte. Am Gate angekommen, habe ich die ersten 5000 Schritte des Tages hinter mir und bemerke, wie sich die Reiselust ausbreitet, die in den vergangenen Wochen von stärkeren Gefühlen meines gerade positive Kapriolen schlagenden Lebens verdrängt wurde. (Wem die letzten Sätze zu gefühlvoll sind – keine Sorge – es bleibt ein Wander-/Reise-Tagebuch)

Da ich eine kostengünstige Umsteigeverbindung über Lissabon gebucht habe, trifft mich der dichte Nebel über der Hauptstadt hart. Nicht nur sitzen wir ewig lang dumm im abflugbereiten Flieger und starten mit einer guten Stunde Verspätung, sondern nun soll ich auch noch von Lissabon aus mit dem Bus nach Faro fahren, statt zu fliegen.
Die nächsten zwei Stunden verbringe ich mit Hoffen und Bangen, denn mein Rucksack will und will einfach nicht erscheinen. Ich habe tatsächlich nur die Klamotten auf dem Leibe, meine Powerbank und ein paar Karotten dabei. Entgegen fürsorglicher Ratschlägen nicht einmal einen „Ersatz-Schlüppi“. So kann ich jedenfalls nicht loswandern.

Vielleicht ist dies die erste Übung für „Vertrauen und Loslassen“. Ich bin überglücklich, als mein Rucksack endlich auftaucht, bedanke mich überschwänglich bei den Menschen, die sich mit lokaler Gelassenheit um mich gekümmert haben, und warte eine weitere gefühlte Ewigkeit, bis der Bus kurz nach Mittag losfährt.
Zwar „verliere“ ich genau wie alle anderen im Bus gerade einen halben Urlaubstag, doch möchte ich die schlechte Stimmung nicht teilen.
Die Fahrt über die Vasco-da-Gama-Brücke, die den Tejo überspannt, ist auch bei trüber Witterung mit leichtem Nieselregen eindrucksvoll. Die Busfahrt zieht sich endlos und ich nutze die Zeit, um die aktuellen Meldungen zum Weg zu prüfen und finde für fünf Tage mir noch unbekannte Warnungen zu den Flussüberquerungen aufgrund des regnerischen März – und nur für zwei Tage Umgehungsmöglichkeiten. Ich beschließe, es auf mich zukommen zu lassen.

Viereinhalb Stunden später als geplant spuckt uns der Bus am Flughafen Faro aus, von wo aus ich mit dem Stadtbus ins Zentrum fahre. Es ist zwar sehr wolkig und deutlich unter 20 Grad warm, doch immerhin regnet es nicht.
Ich checke in der Unterkunft ein, in der man mich schon erwartet, begutachte mein Zimmerchen und mache ganz kurz Pause. Danach schlendere ich am Hafen vorbei durch die direkt am Ufer gelegene Altstadt. Diese präsentiert sich in unterschiedlichen Stadien des Verfalls – teilweise jedoch auch schon schön renoviert. Um noch mit der Fähre auf eine der vorgelagerten Inseln zu fahren, wie ich es ursprünglich geplant hatte, ist es schon zu spät. Doch auch so genieße ich es, am Atlantik zu sein.
Ich begebe mich in ein von der Unterkunft für die lokale Spezialität „Cataplana“ empfohlenes Restaurant und bestelle mir die Seafood-Version dieses Kupfertopf-Gerichts. Im Hintergrund läuft typische Musik – vermutlich Fado. Welch schöne Stimmung.
Leider wird diese bald darauf durch einen mehrfach auftauchenden, unverschämten Obdachlosen zerstört, mit dem es fast zur körperlichen Auseinandersetzung kommt.

Als ich gerade meinen Tisch räumen will, um rechtzeitig ins Bett zu gehen und diesen Bericht zu schreiben, taucht der aus Hongkong stammende und jetzt in UK lebende Student Donald auf, mit dem ich mich angeregt unterhalte, bis es richtig spät ist. Das war ein schöner Abschluss des Tages.

Fazit: Es läuft nicht immer wie geplant und das kann sich gut anfühlen.