Faro, 13.04.2025
Mein kleines Zimmerchen, welches sich „Suite“ nannte, war stilvoll und hochwertig ausgestattet und lag direkt neben einem Lokal, aus dem bis weit in den Morgenstunden Musik und Lebensfreude herüberschwapten. Da ich nicht mit Ohropax schlafen kann, durfte eine Einschlaf-Meditation aushelfen. Das klappte halbwegs gut.
Einigermaßen ausgeruht packe ich meinen Rucksack, in dem sich die Dinge erst noch zurechtsortieren müssen, was meist nach zwei Tagen geschieht.
Nachdem ich zwei Dosen Sardinen, eine Banane und zwei Flaschen Wasser gekauft habe, fühlt sich der Rucksack überhaupt nicht mehr leicht an.
Bei 15 Grad und blauem Himmel frühstücke ich in der Fußgängerzone. Die beste Option, die ich finde, ist ein Käse-Omelett mit in Fett gewälztem Toast. Es schmeckt nicht schlecht und ist doch so weit von dem entfernt, was ich sonst esse und von dem ich weiß, dass es mir bekommt. Ich bin gespannt.
Ich gehe zum Bahnhof und bin auch heute verblüfft, in welchem baufälligen Zustand so vieles ist. Mit einem dieselbetriebenen Zug fahre ich nun eine Stunde in östlicher Richtung der Küste entlang und genieße die Aussicht, soweit es die sehr schmutzige Scheibe zulässt. (Deshalb gibt es keine Fotos) Mein Ziel ist VRSA, was mich an den Vornamen der bekannten isländischen Schriftstellerin erinnert, jedoch hier nur die gängige Abkürzung der fast 20‘000 Einwohner zählenden Stadt „Vila Real de Santo António“ darstellt.
Aus dem eher industriellen Bahnhofsbereich von VRSA taste ich mich zu den schöneren Stadtteilen vor. Bei dem komplett aus kaltem Beton bestehenden Schulkomplex versuche ich, meine Bushaltestelle für morgen zu finden. Ich bin mir unsicher, denn nur auf einer Straßenseite gibt es eine Beschilderung an der Haltestelle. Ein junges Paar versucht rührend, mir zu helfen, doch wir scheitern an Orts- und Sprachkenntnissen. Schlussendlich gehe ich zum Busbahnhof und frage mittels Google Translate nach, ob ich mit meinem Ticket, welches ich von der falschen Start-Haltestelle gebucht habe, auch von dort fahren dürfe, was bejaht und direkt auf dem Ticket vermerkt wird. Jetzt bin ich unbesorgt und gehe zur Unterkunft. Dort frage ich telefonisch an, ob ich schon Gepäck unterstellen könne und darf dann sogar schon einchecken. Das ist hervorragend, denn ein WC und ein Bett für eine kurze Mittagsruhe kommen wie gerufen.
Nun ist es Zeit, in der Fußgängerzone im Zentrum, in der sich ein Touristenrestaurant neben dem anderen befindet, eine Kleinigkeit zu essen und dann die Promenade am Ufer des Grenzflusses Guadiana entlangzuschlendern. Das Wetter ist traumhaft – die dunklen Wolken haben sich inzwischen verzogen – und die Sonne strahlt bei knapp 20 Grad vom blauen Himmel.
Bald endet die Promenade, und ich befinde mich plötzlich inmitten alter, dem Verfall preisgegebener Fischereibauten. Im Restaurant der lokalen Fischervereinigung beäugt man mich überrascht und verkauft mir dann trotzdem eine Flasche Wasser. Bestimmt verirren sich nur selten Touristen hierher.
Wenig später stoße ich auf die Fahrstraße, die später als holpriger Weg zur Mündung des Guadiana ins Meer und zum dort gelegenen Strand führt.
Am Strand spielen ein paar verwegene Volleyballer – mich hingegen zieht es zum Mini-Leuchtturm am Ende der weit ins Meer ragenden Mole. Außer mir sind hier nur noch einzelne Fischer, die ihre Ruten ins Meer hängen. Und es ist nicht nur extrem windig, sondern auch atemberaubend schön, von diesem äußersten Zipfel Portugals über das grenzenlose Wasser des Atlantiks zur Sonne zu blicken.
In gut zwei Wochen möchte ich am anderen „Zipfel“ stehen, dem Kap Sankt Vincent, etwa 150 km westlich von hier.
Ich setze mich nieder und genieße!
Als ich nach einer langen Weile auf die Uhr schaue, stelle ich erschreckt fest, dass diese schon 18 Uhr zeigt und mache mich auf den 4 km langen Rückweg. Nach einer halben Stunde ist es verblüffender Weise 17:30 Uhr. Gibt es hier ein Wurmloch im Zeitkontinuum? Ich grüble darüber nach, denn dass ich mich getäuscht habe, halte ich für ausgeschlossen. Es dauert, bis der Groschen fällt und mir klar wird, dass die Zeitverwirrung damit zu tun haben muss, dass auf der gegenüberliegenden, spanischen Flussseite eine andere Zeitzone gilt und sich Uhr und iPhone automatisch verstellt haben. Das sind die Tücken der modernen Technik, die ich jetzt sicherheitshalber deaktiviere. Nicht auszumalen, deswegen den Bus zu verpassen.
Ich trinke in vor einer kleinen Pasteleria mit Einheimischen einen Galāo und esse danach noch einen Salat, bevor ich mich in mein Zimmer begebe. Mit ausbleibender direkter Sonneneinstrahlung ist es schlagartig kalt geworden – trotz Jacke.
Fazit: Ein schöner und entspannter Tag – jetzt habe ich Lust zu wandern.