São Bartolomeu de Messines, 23.04.2025

Nachdem ich mich gestern Abend mit einer Einschlafmeditation erfolgreich vom Straßenlärm ablenken konnte, verlief die Nacht überraschend ruhig. Sogar die sehr nahe Kirchturmglocke war in der Nacht still.

Ich gehe zum Frühstück und treffe hier erstmals wieder auf abgepackte Marmelade. Stimmt – ich bin hier in der Stadt.

Um 9:20 Uhr trete ich aus meiner Unterkunft und bin schon mit dem ersten Schritt wieder auf der Via Algarviana, die mich – auch hier hervorragend markiert – aus dem Städtchen herausführt. Noch im Zentrum gehe ich an einer lauten Fabrikhalle vorbei und muss unbedingt herausfinden, was „Trituração de alfarroba“ bedeutet. Hier findet sie also statt, meine vorgestern beschriebene „Johannisbrot-Zerkleinerung“.

Vorbei an ein paar landwirtschaftlich genutzten Feldern erreiche ich nach Pedreiras eine Anhöhe und kann auf die grüne Hügellandschaft vor mir blicken – inklusive eines Ausläufers des vom Rio Arade gefüllten Stausees „Barragem do Funcho“, der mich einen großen Teil des heutigen Tages begleiten wird.

Es folgt ein etwas unschönes Intermezzo, denn aus einem Gehöft, an dem ich vorbeiwandere, kommt ein Hund laut und bedrohlich bellend auf mich zu. Der möchte definitiv nicht spielen. Als ich ihm verbal klar und deutlich mache, dass er abhauen soll, lässt ihn das kurz zögern, und er kommt trotzdem weiter bedrohlich näher. Erst als ich mich nach dem auf der Teerstraße nur virtuell vorhandenen Stein bücke, den ich gleich nach ihm zu werfen gedenke, bleibt er – immer noch laut und bedrohlich bellend – stehen und kommt nicht näher. Schön, dass die Begegnungen mit Hunden bisher noch reibungsloser verlaufen sind.

Durch ein Meer von wunderbar weiß blühenden Zistrosen, von denen ich immer noch nicht genug bekommen kann, nähere ich mich unter wolkenlosem, blauem Himmel dem Stausee. Neben mir plätschert ein Bach – vereinzelt singen Vögel. Ein paar Frösche quaken. Ein Uhu uhut. Ansonsten: Stille pur. Wunderbar!

Ich erreiche den See und folge dem einige Meter oberhalb des Ufers schattenlos verlaufenden Fahrweg, der jede Einbuchtung mitnimmt – mit schönem Blick auf den See und völliger Ruhe. Ich bilde mir sogar ein, dass es aufgrund der Wasserfläche ein kleines bisschen kühler ist.
Am Ende des Sees stehen in traumhafter Lage ein paar verfallene Gebäude. Jammerschade!
Schweißtreibend wandere ich den Hügel hinauf, um auf der anderen Seite wieder hinabzuwandern. Der Ausblick von hier ist fantastisch.

Wenig später erreiche ich unweit der extrem gebogenen Staumauer einen wunderschönen Picknickplatz, an dem ich Mittagspause mache. Die Hälfte der Strecke habe ich auch schon geschafft.
Danach überquere ich die Staumauer und bin sehr froh, dass auch auf der anderen Seite der Staumauer das Tor zum Stauwerk-Betriebsgelände geöffnet ist. Nun gehe ich hinab ins Tal und lasse mich kurzzeitig vom falschen Weg verführen. Glücklicherweise warnt mich meine Uhr, sodass sich der Umweg in Grenzen hält.

Ich biege in ein kleines Seitental ab, in dem mich ein steiniger und extrem steiler Weg schattenlos auf die nächste Anhöhe bringt.
Während mir die Sonne das Hirn wegbrutzelt, fällt mir auch hier wieder Merkwürdiges auf dem Boden auf. Es hat Ähnlichkeit mit einzelnen Pferdeäpfeln, jedoch sind hier keine Pferde. Außerdem sind die Dinger im Boden festgewachsen – sehr merkwürdig. Schon gestern und vorgestern hatte ich mich darüber gewundert, doch die künstliche Intelligenz der Apple-Bilderkennung meinte, es würde sich um Reptilien handeln und schlug vor, dass es auch Schildkröten sein könnten. Meine natürliche Intelligenz verneint dies eindeutig. Dank Google Lens weiß ich nun, dass es sich um „Gemeine Erbsenstreulinge“ handelt. Ich bin sehr froh, diese Wissenslücke nun geschlossen zu haben.

Nach knapp 25 km – ich bin ziemlich erhitzt und erschöpft – finde ich endlich zwei Quadratmeter Schatten auf dem Weg. Ich ziehe meine Folie aus dem Rucksack und lege mich quer über den Weg, trinke fast das komplette verbleibende Wasser und ruhe mich aus. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich es gleich noch nach Silves schaffe, doch wie ich übermorgen die gleiche Distanz, aber 1.000 Höhenmeter mehr schaffen soll, ist mir gerade unklar. Drüber nachgrübeln hilft jedenfalls nicht – und so gehe ich weiter, freue mich auf die Dusche und den Ruhetag. Morgen.

Heute sind mir schon ein paarmal Ägyptische Wanderheuschrecken begegnet, die entweder auf dem Weg saßen oder im Gebüsch und dann aufgeflogen sind, als ich vorbeikam. Diese riesigen fliegenden Insekten finde ich richtig furchteinflößend.

Die letzten Kilometer nach Silves nehme ich gar nicht mehr richtig wahr und bin froh, als ich im Hotel einchecken kann. Da es schon nach 17 Uhr ist, als ich ankomme, muss ich mich mit einem Code selbst einchecken, doch das verläuft problemlos. Das Hotel gehört denselben Betreibern wie das in Alte, und so habe ich auch wieder ein sehr schön und hochwertig gestaltetes Zimmer sowie einen Außenbereich mit einem schönen Pool. Für das Trocknen meiner Wäsche muss ich mir hier mal eine kreative Lösung ausdenken.

Fazit: Eine lange, fordernde Etappe. Das Wasser hat gerade so gereicht. Morgen ist zum Glück Ruhetag.

Länge Auf Ab
31.7 km 469 Hm 585 Hm


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