Aljezur, 20.04.2024

Die Sonne scheint durchs Fenster, mein Magen scheint sich beruhigt zu haben und die Halsschmerzen sind auch verschwunden und erholsam geschlafen habe ich auch - was liegt also näher, als mich über den Tag zu freuen?
Der Vorteil an der Übernachtung in einem Hostel ist, beim Frühstück, das für alle an einem Tisch eingedeckt ist, zur Abwechslung auch mal jüngere Menschen kennenzulernen.
Danach statte ich der direkt unterhalb des Hostels liegenden kleinen Markthalle einen Besuch ab und erfreue mich des liebevoll hergerichteten Obsts und Gemüses und nehme auch den recht großen Fischbereich wahr.

Da die angeblichen Königstappen des Fischerpfads hinter mir liegen, wandere ich nun völlig alleine durch die hügelige Stille. Es ist so wunderschön. Obwohl teils dunkle Wolken am Himmel hängen, wird der ursprünglich für heute andauernde Regen so nicht stattfinden. Auch schön.

Wie schon die letzten Tage komme ich nicht umhin, mich der am Wegesrand blühenden Botanik zu erfreuen. Alleine, wie viele Nuancen gelber Farbe die Natur hervorbringt! Und das rosa-pink-violett erst!

Am Praia de Amoreira stoße ich an einem wunderschönen Strand wieder auf den Atlantik und kröne die Wiedersehensfreude mit einem Galāo auf der Terrasse des kleinen, dort liegenden Restaurants.
Ein wunderschöner Pfad führt mich danach entlang der Klippen. Und auch wenn der Wanderführer noch so oft behauptet, es seien Fischer, so sind es doch Angler, die hier auf den Klippen stehend ihre Rute auswerfen. Falls der Weg nach diesen Menschen benannt wurde und nicht danach, dass er Fischerdörfer verbindet, müsste er konsequenterweise Anglerpfad heißen, doch weder die portugiesische noch die englische Sprache scheint diesen Unterschied zu machen. (pt: pescador / en: fisherman). Und am Ende ist es auch wurscht. Oder Fisch. Jedenfalls ist es schön hier.

Am nächsten Strand bei Monte Clerigo ist neben vielen Surfern auch eine Badende im Wasser und ich bin wirklich versucht, es ihr gleichzutun, bevor ich mich doch entscheide, heute noch einmal einen badefreien Tag einzulegen. Es ist einfach zu kühl und windig und ich möchte mich bestimmt nicht erkälten.

Nach einer kleinen Stärkung darf ich jetzt wieder den Klippen entlang wandern um nach einiger Zeit zur historischen Stätte „Ribat de Arifana“ zu gelangen. Für einen Archäologie-Banausen sind dies allerdings nur ein paar eingezäunten maurische
Mauerreste auf einer beeindruckenden, ins Meer ragenden Landzunge. Angesichts dunkler Wolken und des kühlen Windes gehe ich, ohne länger zu verweilen weiter in Richtung meines Tagesziels.

Zügigen Schritts wandere ich voran, während sich am Himmel immer dunklere Wolken zusammenbrauen. Trocken erreiche ich den Ort Praia da Arifana, der eindeutig von Wassersportlern dominiert wird. Da es noch nicht regnet, wandere ich noch schnell bis zur Festung am äußersten Zipfel der Landzunge. Von der Festung sind nur ein paar Mauerreste übrig und wenn ich nicht schon den siebten Tag infolge direkt an den Klippen wandern würde, wäre der Ausblick von hier noch atemberaubender. Auch daran kann man sich offensichtlich gewöhnen. Noch gewöhnen darf man sich im eher exklusiven Restaurant „O Paolo“ an verschwitzte Wanderer. Und während die anderen Gäste mit Hummer, Muscheln und riesigen Fischplatten kämpfen, genieße ich „nur“ ein Stückchen Kuchen auf der Terrasse.

Als ich in meinem Hostel ankomme, bin ich begeistert, denn nicht nur habe ich durch das riesige Panoramafenster einen traumhaften Ausblick aufs Meer, sondern auch eine Wäscheleine im Badezimmer. Davon könnte sich manches gute Hotel eine Scheibe abschneiden.
Ich merke, dass heute schon der siebte Wandertag ist und eigentlich wäre ich bereit für einen Ruhetag. Da ich bei der Planung nach deutschen Aspekten keinen Ruhetag am Sonntag machen wollte, weil alle Geschäfte geschlossen sind, darf ich morgen noch wandern und erst am Montag Ruhetag machen. Sinn ergibt das hier in Portugal keinen, doch ist das jetzt nicht mehr zu ändern.
Ach, heute war ein schöner Tag und ich bin ganz schön kaputt. Heute mache ich sicher nicht mehr viel.

Länge Auf Ab
22.7 km 342 Hm 276 Hm


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