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Stans, 16.06.2021

Der gestrige Abend wurde noch „lustig“. Die ganze Zeit hatte es im Bad schon so seltsam gegluckert… - irgendwann möchte ich mir mal die Hände waschen und stelle fest, dass nur heißes Wasser kommt. Seltsam. Ich warte ab - und versuche es nach einer Viertelstunde nochmal. Jetzt kommt kaltes Wasser mit viel Lufteinschlüssen und dafür braun. Hmmm. Scheint also jemand was zu reparieren. Ich lese weiter und versuche es später nochmal. Nun plötzlich kaltes, klares Wasser. Prima, denke ich. Und wie ich so da stehe, gluckert es wieder und aus dem Abfluss der neuen, stylisch flachen Duschtasse steigt Wasser. Oh….
Naja - Zimmer 13 - kann ja schon mal vorkommen. Ich beobachte das und binnen kürzester Zeit steigt das Wasser so weit, dass es aus der Dusche läuft. (Ist ja bei den Flachduschen nur so etwa 1 cm Gefälle/Rand. Und der hat mich beim Duschen schon nicht begeistert. So kann das nicht weitergehen. Ich versuche, es mit einem Handtuch etwas abzudichten und gehe zur Rezeption. Es ist so etwa halb elf und ich wollte eigentlich schlafen gehen. Die Rezeption ist geschlossen. Ich gehe zur Cocktail-Bar im gleichen Haus und frage, ob jemand Bescheid weiß. Die Barkeeperin mit magentafarbenen Haaren (kann auch pink sein) nimmt sich meiner an, greift zum Telefon und verschwindet. Sie kann zwar den richtigen Chef nicht erreichen, aber ich bekomme jetzt ein anderes Zimmer im nicht renovierten Trakt. Als sie mir das Zimmer zeigt, erfahre ich en-passant, dass es gestern einen Wasserrohrbruch gegeben hat und auch gerade eben erst einen Rohrbruch mit dem Frischwasser. Beim Rückweg nehmen wir eine Abkürzung und ich sehe, wie das Wasser - nur mittels Plastikplane gefasst - aus der Decke läuft und in großen Müllcontainern aufgefangen wird. Was für ein Glück gehört mir der Schuppen nicht und ich kann morgen wieder verschwinden. So ziehe ich mit Sack und Pack um und bin kurz vor Mitternacht im neuen Bett. (Den angeboten Drink auf‘s Haus in der Bar lasse ich ausfallen. Dafür, dass sie nicht wirklich zum Hotel gehört, hat „Magentafrisur“ das echt gut gemanagt).
Das war eine echt heiße Nacht! Ich wache völlig nassgeschwitzt auf. Da ich keinerlei Hunger verspüre, mache ich mich nach etwas Morgengymnastik und einer kalten Dusche gleich auf den Weg. Die Frau an der Rezeption tut mir leid. Sie weiß zwar über das Zimmer Bescheid, konnte es sich aber noch nicht anschauen, da sie alleine ist. Dafür ist sie sehr nett, bietet mir Kaffee und etwas zum Frühstücken an, aber ich lehne ab. Einen Apfel nehme ich dann gerne mit. Ich will jetzt los!
Selbst jetzt um kurz nach acht hat es schon 20 Grad. Am Kollegium St. Fidelis vorbei verlasse ich den Ort. Da ich nach Osten laufe, kann ich dank strahlender Sonne nur Berg-Silhouetten erkennen.
Ich überquere den Fluss Engelberger Aa (nicht über den Namen nachdenken!) der in den Vierwaldstädtersee fließt und schwitze mich schattenlos und steil einen Hügel hinauf. Am Bauernhof auf dem Gipfel ein Hinweis auf eine Toilette, dem ich gleich mal folge. Wie prima ist das denn!! Da eröffnet jemand einfach mal so eine Toilette am Jakobsweg mit allem Drum und Dran (Seife, Hygieneprodukte, Gästebuch). Für mich war das frische Wasser das Kriterium. (Und das Danke-Schwein habe ich auch mit Fränkli gefüttert).
Beim Chäpellisitz steht eine von außen unscheinbare - von innen unerwartet hübsche Kapelle, die im Jahre 1920/21 wegen einer ausgebliebenen Viehseuche von den Viehbesitzern gespendet wurde. Heute führen ausbleibende Katastrophen zu vielem. Aber zu Dankbarkeit? Bei einigen vielleicht.
Sanft senkt sich die Straße nach Ennerberg und weiter nach Buochs. Vereinzelt bimmeln Kühe, hin und wieder kommt ein Auto, selten startet ein kleines Flugzeug. Schön!
An der Kirche mache ich mit schönem Blick über den Ort im Schatten Frühstückspause. Da ich letzte Nacht doch keinen Kühlschrank hatte, ist aus dem Weichkäse ein Sehr-Weich-Käse geworden. Zum Käsefondue ist es nicht mehr weit. Schmeckt aber immer noch!
Ich erreiche den See und als ich ihn nach einer Weile verlasse und zur barocken Pilgerkapelle Beckenried komme, wandere ich immer noch auf Teerstrasse. Das wird heute wieder hart für die Füße. Zum Glück gibt es immer mal wieder einen Brunnen oder WC, wo ich trinken und meinen Hut wässern kann. Es ist so heiß!
In Beckenried hat gerade das Schiff (jetzt sind die auch schon dreistöckig - ich hatte sie kleiner in Erinnerung) angelegt und speit Touris aus. Zum Glück keine Aida, aber es reicht auch so.
Weiter geht es auf der Uferstraße - die inzwischen sichtbaren Mythen fest im Blick. Davor liegt Schwyz und auch Brunnen, wo ich heute Abend zu übernachten gedenke.
In Rütenen (am See) ist Schluss mit lustig. Unter der Autobahn hindurch will nun der Hügel steil als Bergwanderweg erklommen werden. Immerhin 330 Hm bis in das Dorf dort oben. Also: Kopf aus - Füße an! Über viele Stufen führt der Weg meist schattig nach oben. Ich komme gut voran und bin schon nach knapp 40 (statt markierten 55) Minuten in Emmetten. Zum Glück hatte ich Wasser dabei. Bin dennoch sehr erhitzt. Nach einem tollen Brunnen mit wahlweise Quell- oder Leitungswasser (in den ich mich aus Versehen mit dem Allerwertesten reinsetze) geht es schon gleich wieder besser! Ich mache vor dem Volg Mittagspause und nach einer guten Portion Hummus mit Brötchen geht es mir wieder richtig gut. Der Ausblick auf den Vierwaldstädtersee beim Aufstieg war einmalig.
Nachdem ich Emmetten verlassen habe, folgt ein Weglein, bei dem mir das Herz aufgeht. Es ist schmal, steinig und zieht sich in stetem auf und ab im Wald unterhalb der Felswand des Stützberg entlang. Immer wieder komme ich an Aussichtspunkte, von denen ich den See und die Bergwelt bestaunen kann. Dieses Stück Weg ist das Sahneschnittchen der letzten Tage. Einfach ein Traum!
Das letzte Stück von Seelisberg (übrigens Kanton Uri) nach Treib verläuft eigentlich unspektakulär über (Weide-)Wiesen nach unten. Wäre da nicht dieses eine verflixte Gatter, welches nicht aufgehen möchte. Ich habe echt viel Erfahrung mit Schweizer Weidegattern in verschiedenster Ausführung. Doch dieses Ding geht nicht auf. Ich rüttele - versuche zu schieben, weil ich Rollen sehen. Mal nach links - mal nach rechts. Es tut sich nichts. Ich verbringe ungelogen mehrere Minuten mit diesem Tor - checke auch nochmal, ob ich auf dem richtigen Weg bin - hoffnungslos! Gerade überlege ich, ob ich lieber über den Elektrozaun steigen soll - oder doch über das Gatter, welches auch nicht so super-fest steht, dass ich darüber klettern könnte, geschieht das Wunder. In einer Hebe-Kipp-Schieb-Bewegung entriegelt sich das Tor und lässt sich zur Seite schieben. Ich komme mir etwas blöd vor und bin doch happy.
In Treib an der Bootsanlegestelle ist die Etappe - und damit die Via Jacobi in West-Ost-Richtung für mich beendet. Dies sogar etwas früher, als ich ursprünglich erwartet hatte, denn Komoot hat mir gut zwei Kilometer für die Schifffahrt eingeplant. In meinen Tracks werden aber nur Strecken gezählt, die ich selbst gelaufen bin.
Es folgt nun die wunderbare, siebenminütige Schifffahrt nach Brunnen (im Kanton Schwyz), für die ich mir sogar das 1.Klasse-Ticket gegönnt habe, um auf das Oberdeck zu können.
Ich checke im direkt am See liegenden Hotel „Schmid & Alfa“ mit Seeblick und Balkon ein. Im Moment herrscht auf dem Balkon zwar Bullenhitze, so dass man nicht drauf kann. Mal abwarten!
Nachdem ich geduscht und meine Sachen gewaschen habe, suche ich mir ein kaltes Bier und einen Salat im Coop und gebratenes Gemüse vom Chinesen und setze mich damit auf den Balkon.
Wie ich dort so sitze und an meinem Bericht schreibe, tritt an der etwa 50 Meter entfernten Anlegestelle eine zehnköpfige Alphornbläser-Gruppe mit Fahnenschwinger auf. Schöner kann ein Tag doch gar nicht enden?

Morgen ist übrigens „Ruhetag“ und am Samstag geht es dann von Kreuzlingen auf dem E1, der bis Brunnen auf der Via Jacobi verläuft, weiter.

 

Länge Auf Ab
24 km 663 Hm 669 Hm

 


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