Engen, 21.07.2023
Schon vor 6 Uhr erwache ich aus süßen Träumen und muss noch etwas ausharren, denn so früh kann ich nicht starten. Es gibt Schlimmeres.
Um 7 Uhr bin ich bei Lidl und kaufe hoffentlich genügend Wasser und Proviant für die heutige, lange Etappe ein. Dank Waschmaschine in der Ferienwohnung sind meine Klamotten heute richtig frisch.
Damit das nicht lange so bleibt, darf ich gleich den Hausberg von Engen, den Hohenhewen (845 m) besteigen.
Dieser Basalt-Hügel ragt 300 m aus der Umgebung und ist wie fast alle Berge des Hegau vulkanischen Ursprungs.
Auf dem Berg steht eine Burg und ein besteigbarer Turm. Diesen, und den grandiosen Rundumblick hätte ich nicht gesehen, wäre ich dem E1 gefolgt, der den Gipfel auslässt und schon vorher die Umrundung beginnt.
Da ich keine Lust habe, denselben Aufstiegsweg wieder zurückzugehen und ich auf der Karte einen auf der Rückseite der Burg befindlichen Pfad gesehen habe, verschwinde ich kurze Zeit später auf einem schmalen Trampelpfad ins Gebüsch. Dieser führt nicht nur zur Damentoilette, sondern verläuft erst den Burgmauern entlang, um dann plötzlich sehr steil bergab zu führen. Eigentlich ist mir das viel zu steil, auch wenn noch Wegspuren vorhanden sind, denn ich kann mir nicht leisten, hier hinunterzukugeln. Am Steilhang stehend, gelingt mir, die Stöcke vom Rucksack zu lösen und mich mit deren Hilfe langsam bergab zu tasten. Schlussendlich komme ich heim unten an und sogar wieder auf den E1. Uff - noch einmal würde ich diesen Weg eher nicht gehen.
Nun wandere ich alles, was ich gerade hinauf gewandert bin, und noch etwas mehr, wieder nach unten und erreiche Welschingen. Hier gibt es eine Bäckerei mit leckerem Kaffee und dort nutze ich die Gelegenheit, mein seit gestern Abend eingeweichtes Müsli zu essen.
Als Nächstes nehme ich den Hohenstoffeln in Angriff, wobei ich diesmal gemeinsam mit dem E1 den Gipfel auslasse.
Der markante Hohenkrähen rückt immer näher und mit ihm auch der Bodensee.
Während ich unbeschattet zwischen Weizenfeldern zum nächsten Hügel wandere und mich freue, dass von einem Gewitter noch zu nichts zu bemerken ist, kann ich den in der Entfernung wie Spielzeug wirkenden Landmaschinen bei der Arbeit zuschauen.
Als ich direkt an einem Feld vorbeigehen muss, was soeben mit dem Mähdrescher bearbeitet wurde, stürzen sich Myriaden von Kleinstlebewesen, die gerade ihres Wohnraums beraubt wurden, auf mich und vor allem mein Gesicht. Mund, Nase, Ohren, Augen …. - überall fliegen sie rein - schrecklich! Zum Glück habe ich meinen im Freilichtmuseum erworbenen Fächer griffbereit in der Hosentasche. Das sieht sicher bescheuert aus, hilft mir jedoch einigermaßen.
Als ich das Steinkreuz auf dem Gipfel des Sickerberg erreiche, bin ich ziemlich erschöpft und brauche die Mittagspause. Zudem sehe ich dunkle Wolken aus Richtung Engen kommend. Da ist es also, das Gewitter…
Ich breche auf und gehe weiter. Inzwischen weht ein frischer Wind und ich sehe wie die Regenwand Engen erreicht. Die Ruine Hohenkrähen steht auf dem Plateau eines nach allen Seiten steil abfallenden Berges. Ich gebe zu, dass ich diesen aus der Entfernung mit dem Hohentwiel verwechselt habe. Ist er aber nicht. Ich darf also noch weiter wandern. Immerhin lässt aus mir unerfindlichen Gründen der Wind nach und es bleibt (vorerst) trocken.
Als ich nach über 25 km das Besucherzentrum und Restaurant am Hohentwiel erreiche, donnert es und ich entscheide mich, jetzt auf der überdachten Terrasse des Restaurants eine Pause einzulegen. Wenig später setzt der Regen ein und ich kann das Schauspiel von einem Logenplatz beobachten.
Der Einmarsch nach Singen ist wenig spektakulär, besonders sind lediglich die Vorbereitungen für das Hohentwil-Festival, welches auch heute schon stattfindet und mich mit seinem Soundcheck beglückt. Weder das heutige noch das morgige Programm sagen mir etwas, sodass ich den Abend vermutlich mit meinem Buch verbringen werde.
Das AirBnB liegt super zentral direkt an der Fußgängerzone und bin froh, meine Klamotten der Waschmaschine anvertrauen zu können, während draußen ein kräftiger Schauer herunterkommt.
Ich habe mir so sehr gewünscht, mal wieder etwas anderes als Supermarkt, Deutsch oder Dönerladen zu essen und bin sehr erfreut, ein indisches Restaurant ganz in der Nähe zu finden. Dort kann ich sogar überdacht draußen sitzen und das Essen ist mega lecker.
Länge | Auf | Ab |
---|---|---|
28.7 km | 885 Hm | 968 Hm |