Tag 10 - Von Vila do Bispo nach Sagres
Die Sonne scheint vom blauen Himmel. Ich gewöhne mich langsam an das traumhafte Wetter und gehe zu dem Restaurant um die Ecke, das ab 8 Uhr Frühstück anbietet.
Es ist 8:30 Uhr, die Tür ist verschlossen und drinnen wird gewischt. Man bedeutet mir, ich solle mich noch gedulden. Bei dem Wetter ist das nicht ganz so schlimm.
Es ist etwa 9 Uhr, als ich dann einen Kaffee bestellen kann und etwas Rührei bekomme.
Danach gehe ich in mein Appartement, packe zusammen und schicke mich an, dieses ehemalige Bischofs-Dorf zu verlassen, welches außer ein paar Mühlen, einer Markthalle und dem bischöflichen Namen wenig zu bieten hat.
Vorbei an unzähligen Agaven wandere ich unter blauem Himmel durch die Landschaft. Agaven bilden diesen unglaublich hohen Blütenstand, der über 10 m hoch werden kann und es ist nicht verwunderlich, dass dieser entfernt an Spargel erinnert, denn Agaven gehören der Familie der Spargelgewächse an.
Diese Weite, in der einfach nichts ist und in der es auch wenig zu sehen gibt, hilft mir, Augen und Geist zu entspannen.
Schon sehr früh kann ich heute mein Tagesziel Sagres vor mir liegen sehen und ebenso das Kap Sāo Vicente mit seinem Leuchtturm. Dieser ist einer der lichtstärksten Leuchttürme Europas und wurde zwar nicht explizit für Wanderer gebaut, hilft jedoch auch mir enorm bei der Orientierung. Das Kap ist der südwestlichste Zipfel Kontinentaleuropas.
Nach etlichen Kilometern auf breiten Wegen gelange ich an die Küste und darf nun auf schmalen Pfaden oberhalb des Meeres wandern. Nachdem ich den ganzen Tag alleine gewandert bin, treffe ich exakt an der Stelle auf Rike, meine Freiburger Wanderbekanntschaft, an der eine Schlucht steil zu einem Strand hinunterführt, in dem hohe Wellen von Surfern genutzt werden. So ein Zufall!
Man könnte auch in einem großen Bogen zu einem einfacheren Weg gelangen, doch durch die Schlucht ist es viel kürzer und spannender. Da wir jetzt zu zweit sind, gelingt uns der Abstieg, denn es ist immer gut, wenn man sich gegenseitig Tipps geben kann und vor allem nicht alleine ist.
Heil unten angekommen, stürze ich mich in die Brandung und genieße die heftigen Wellen. Danach mache mich schon recht bald wieder auf dem Weg, während Rike weiter den Strand genießen wird.
Der Weg zum zieht sich ganz schön. Den Leuchtturm kann man nicht besichtigen und der Zugang zu dem Gebäude ist auch gesperrt. Landschaftlich ist es natürlich super, doch ansonsten gibt es nichts her, wenn man von den Ständen, an denen man Ramsch und die letzte Bratwurst vor Amerika kaufen kann, absieht.
Hätte ich mal lieber eine Bratwurst genommen, denn was ich am Stand daneben bekomme, schmeckt so schlecht, dass ich es zum Teil wegwerfe. Das mache ich sonst wirklich nie. Es wäre so einfach gewesen, mir heute Morgen ein Brötchen mitzunehmen, doch ich habe mich auf die im Führer beschriebene Verpflegungsmöglichkeit verlassen.
Sagres hat angeblich nur 2000 Einwohner, wobei es für mich viel größer aussieht, wie es stolz über den steilen Klippen thront.
Der Weg dorthin verläuft für meinen Geschmack zu oft neben der Straße und ist überhaupt nicht schön zu gehen. Wenn ich die Schönheit der Wege betrachte, ist heute der bisher schwächste Tag.
Der Check-in funktioniert, nachdem ich anrufe und Bescheid sage, dass ich da bin - das Appartment-Haus ist etwas seltsam. Mein Bad hat diverse Mängel (Überflutung & zu enges WC), aber was soll ich jammern?
Ein Fuß tut weh und ich hoffe, dass das sich bis morgen wieder gibt. Seit dem Mittagessen ist mir ein bisschen flau - zum Glück habe ich nicht aufgegessen, vielleicht liegt es auch an zu viel Sonne - und ich besorge mir ein kleines Fläschchen Schnaps zum Desinfizieren. Ob Gin dafür geht? Falls er nicht hilft, schadet es zumindest nicht.
Nach dem Duschen gehe ich zum kleinen Spar und finde erst mal heraus, dass er morgen trotz Feiertag geöffnet hat. Ohne Google Translate wäre das schwerer geworden. Ich bin wirklich froh, wenn ich wieder zu Hause bin, denn gerade das Angebot an Obst und Gemüse finde ich mäßig.
Danach gehe ich, obwohl ich keine Wahnsinns-Lust habe, noch auszugehen, zu einem italienischen Restaurant und falle angesichts der Preise fast vom Stuhl. Pizza für 15 EUR (und mehr) ist schon Frankfurter Niveau. Vermutlich leben die ausschließlich von Touris. Zum Italiener bin ich, da ich in den anderen Restaurants nur Fisch- oder Fleischgerichte gesehen hatte. Nix anderes. Da war man in Carrapateira schon weiter entwickelt.
Lecker ist's italienische Essen allemal.
Jetzt hoffe ich, dass ich mich bis morgen für die letzte lange Etappe wieder gut regeneriere.
Länge
Auf
Ab
24.1 km
167 Hm
231 Hm