Sagres, 25.04.2024 - Jahrestag der Nelkenrevolution

Heute Nacht musste ich das erste Mal eine zusätzliche Decke nehmen und habe zwar lange geschlafen, bin jedoch nicht erholt.
Spät, doch ohne Frühstück ziehe ich los, kaufe im Supermarkt ein paar Karotten und Obst und fürchte schon, heute ohne Kaffee loswandern zu müssen, denn alle Restaurants sind geschlossen und eine typische einheimische Bar habe ich noch nicht gesehen. Kurz vor dem Strand finde ich doch noch eine und treffe dort auf die zwei älteren Irinnen, mit denen ich mich schon in Carrapateira unterhalten hatte. Für sie ist hier Ende – eine von ihnen hängt noch etwas Urlaub dran, die andere fliegt zurück und darf ab Montag wieder arbeiten. Sowas aber auch!

Heute ist der Himmel bedeckt und es ist extrem windig. Am Strand befindet sich viel Seetang. Zwei Windsurfer bemühen sich, doch sonst ist es viel, viel zu ungemütlich, um sich am Strand aufzuhalten. Selbst ich denke darüber nach, eine Jacke überzuziehen, weil der Wind so stark bläst. Die Böen sind so heftig, dass ich beim Fotografieren das iPhone gut mit zwei Händen festhalten muss, damit es nicht weggeweht wird.

Ich wandere entlang der steilen Küste und blicke auf das türkisblaue Wasser der Algarve, bevor sich der Weg abwendet und ich zwischen bunten Blumenwiesen weitergehe. Hier stellt sich mir der böige Wind frontal entgegen. Ganz schön kühl und anstrengend ist das.
Zur Halbzeit erreiche ich einen idealen Badestrand - super flach, sandig, mit türkisem Wasser. Ohne Wellen, dafür mit heftigem Wind. Mir ist das heute viel zu unangenehm und auch hier ist kein Mensch im Wasser. Doch eine Pause mit Galāo geht immer. Im Nachhinein stelle ich fest, dass ich in der „falschen Bucht“ und einer Phantom-Bar bin, denn im Wanderführer taucht sie nicht auf.

Einen steilen Auf- und Abstieg später gelange ich in die nächste Bucht und treffe dort auf ein schönes Lokal, in dem ich eine leckere Suppe mit traumhaftem Ausblick bekomme. Windgeschützt ist es unbeschreiblich schön hier.

Leider sind hier auch andere Menschen, sodass das Entspannen schwerfällt. Stattdessen gibt es Comedy für umsonst. So meint doch die ältere deutsche Frau am Nachbartisch beim Verzehr ihrer Miesmuscheln: „In Deutschland ist da aber mehr drin …“. Fast hätte ich laut los geprustet und dabei meinen Kaffee über den ganzen Tisch gespuckt. (Das Innenleben der Muscheln war wirklich ganz normal groß).
Bin ich froh, dass ich in meinem Job nichts mit Touristen zu tun habe.

Weiter geht es und im Verlauf darf ich noch dreimal steil zu Stränden hinabsteigen, um auf der anderen Seite noch steiler wieder hinaufzusteigen. Heute ist das tatsächlich anspruchsvoller als die letzten Tage. (T3 würde ich behaupten).

In der nächsten Bucht - nur noch knapp 3 km vor Salema kann ich nicht anders. Hier nicht ins Wasser zu gehen, wäre schon fast ein Frevel. Es ist kaum was los, superklasse! Das Wasser ist phänomenal und am Strand bläst der Wind den feinen Sand herum. Die Beine sind danach wie sandgestrahlt.

Nochmal ein bisschen auf und ab und schon wandere ich durch die Villengegend von Salema - denke ich zunächst. Doch dies sind keine einzelnen Villen, sondern Teil eines oder mehrerer großer Villen-Komplexe, die Resorts bilden. Außer dem südeuropäischen Baustil ist hier nichts typisch portugiesisch. Ein Blick in Google Maps offenbart, dass dieser Teil von Salema etwa viermal so groß ist, wie der alte Teil, neben den er geklatscht wurde.
Da ich natürlich in keinem „Golf & Spa Resort“ nächtige, darf ich ganz nach unten zur Unterschicht hinabsteigen. Echt krass.

Die Großmutter der Vermieterin wohnt ganz in der Nähe und hat das große Los gezogen, mich einchecken zu dürfen, während die Enkelin arbeitet. (Oder es ist das Häuschen der Großmutter und die Enkelin kann Englisch und bedient die Buchungsplattform). Jedenfalls führt sie mich in mein kleines Häuschen, ganz im typischen Stil in den verwinkelten Gassen. Mit Händen, Füßen und ein bisschen Spanisch klappt die Verständigung.
Und obwohl man im Häuschen nirgends genau hinschauen darf, fühle ich mich dennoch gleich wohler, als in dem Gästehaus letzte Nacht.

Da ich weiß, dass ich nach dem Duschen bestimmt nicht mehr weg möchte und heute gerne noch etwas Vernünftiges essen möchte, gehe ich sofort. Es ist ja auch schon bald 19 Uhr. Kein Wunder, denn inzwischen gehe ich ja morgens spät los und mache viel Pause.

Die ersten Restaurants sehen eher hochpreisig aus und die darin befindlichen Leute wollen vom Aufzug her nicht recht zu mir passen. Außerdem gibt es dort auch wieder nur Fisch oder Fleisch. Dabei gibt es doch auch so typisch leckere portugiesische Eintöpfe, wie ich ihn in Villa do Bispo hatte, doch in den Touristen-Restaurants ist hier so etwas nicht zu finden.
Dann sehe ich ein indisches Restaurant, in dem ich willkommen zu sein scheine. Ich gönne mir ein paar Samosa und Dal Makhani und bin danach richtig selig. Es ist soooo lecker und fühlt sich gut an.

Ich bin dankbar, dass ich die heutige, anspruchsvolle Etappe geschafft habe, obwohl der eine Fuß sich nicht normal anfühlt. Für die beiden folgenden Halbtags-Etappen sollte das hoffentlich ausreichen.

Fazit: Hier ist es wunderschön, doch mir zu touristisch.

Länge Auf Ab
23.9 km 417 Hm 439 Hm


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