C9A281D6-0FAD-4E3C-AC04-53D4FCF83A70Genf, 31.05.2021

Die letzte Nacht verlief deutlich ruhiger und auch an das Frühstück habe ich mich inzwischen gewöhnt. Auch wenn das Stück Käse nicht groß ist, handelt es sich doch zumindest um 27 g leckeren Gruyere. Je mehr ich darüber nachdenke, desto besser gefällt mir das im Vergleich zu unbegrenzt viel Analog- oder Billigkäse auf irgendeinem Frühstücksbuffet.
Kurz nach 8:00 Uhr wandere ich los und schon an der Seepromenade muss ich den Pulli ausziehen und Sonnencreme auftragen. Ich mag das schmierige Gefühl (müsste ich Textur sagen?) von Sonnencreme zwar nicht, aber Sonnenbrand kann ich noch weniger gebrauchen.
Bald darauf verlasse ich das Seeufer und an riesigen Gebäude der Welthandelsorganisation (WTO) auch den offiziellen Weg. Ich finde es reizvoller, durch den botanischen Garten zu wandern, als direkt entlang der Hauptstraße.
Vorbei an der italienischen Botschaft und einer Vielzahl riesiger UN-Bauten und -Baustellen zieht sich der Weg schweißtreibend den Hang hinauf ins kleine Örtchen Pregny. Hier hätte es sogar nochmal Trinkwasser aus dem Brunnen gegeben. Heute verlasse ich zwei Mal den Jakobsweg zugunsten des Alpenpanorama-Wegs. Dieser Ist zwar etwas länger, verläuft jedoch angeblich landschaftlich interessanter (schöner Blick ins Jura) und definitiv günstiger zu meiner heutigen Unterkunft in Chamanne-de-Bogis. Die erste „Schleife“ des Alpenpanorama-Wegs hätte ich mir jedoch schenken können, denn ein paar hundert schöne Meter durch den Wald werden durch eine laute Passage entlang der Autobahn zunichte gemacht.
In Genthod geniesse ich die Alpensicht. Der Montblanc hängt etwas in den Wolken, aber sich darüber zu beklagen wäre Jammern auf zu hohem Niveau.
Ein paar Kilometer später fallen mir verschiedene 5er-Gruppen Jugendlicher auf, die mit Karten durch die Gegend wandern, allerdings nicht immer den gleichen Weg wie ich. Es ist so lustig, als ich bei einer Umleitung wieder auf ein Grüppchen treffe: Die Jungs brüten noch schimpfend über der Karte, während die beiden Mädels den „alten unrasierten Mann“ (mich) ansprechen und fragen, ob ich ihnen auf der Karte zeigen könne, wo wir gerade seien. Zum Glück sprachen sie gut Englisch und alle seien wegen eines internationalen Wandertags unterwegs. Witzig!
Inzwischen haben ich alles städtische hinter mir gelassen und geniesse den Wald. Als ich bemerke, dass wenige Meter neben dem offiziellen Wanderweg (breiter Forstweg) auch noch ein schmaler Pfad direkt an der Versoix entlang führt, greife ich routenoptimierend ein. Es ist so traumhaft! Nur noch Vogelgezwitscher und das Rauschen der Versoix die mit überraschend starker Strömung vor sich hinmäandert. Wenig später finde ich sogar eine ziemlich alte Bank - seit ich die Stadt verlassen habe gab es nämlich keine mehr - und mache nach knapp 20km Mittag. Das Brot und der Käse schmecken hier nochmal so gut.
Weiter geht es noch ein gutes Stück, bevor ich traurig von der Versoix Abschied nehme. Weiter geht es auf einem geteerten Radweg, dann direkt auf eine vielbefahrene Strasse ohne Fussweg oder Seitenstreifen. Immerhin gibt es auch keine Leitplanke, so dass man sich einfach ins hohe Gras retten kann, wenn es mal wieder zu eng wird. Da der Weg echt doof ist, suche ich mir eine Alternative, die mich direkt ins Manor-Shopping-Center bringt. Hier kaufe ich für den Abend ein, denn mein Hotel hat heute Ruhetag. Kurze Verwirrung, weil ich mit einem alten Hunderter zahlen will, der seit April 2021 nicht mehr genommen wird. Im Hotel (Auberge Le Relais, Chavannes-le-Bogis) bin ich ihn anstandslos losgeworden. Der Herr schaute sogar komisch, weil ich gefragt hatte. Kann aber auch an meinem eingerosteten Französisch gelegen haben.
Fazit der heutigen Etappe:
-Die Geldausgeber der Staaten wissen, wo es schön ist und setzen ihre Gebäude dorthin.
-Top-Highlight der Wanderung ist das Stück entlang der Versoix. Hier lohnt es, den markierten Hauptweg zu verlassen.
-Die Sonne hat Kraft! Habe 3 Liter Wasser getrunken und fühle mich dennoch „erhitzt“.


Länge Auf Ab
27.5 km 267 Hm 168 Hm

 


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