Dobel, 05.07.2023

Nach meinem Netto-Abendessen bin ich gestern überraschend früh eingeschlafen und wache um 5 Uhr auf. Der durch die Perspektive aus dem Bett eingeschränkte Blick aus dem Fenster fällt auf den morgendlichen Himmel, an dem dunkle Regenwolken vom Wind durch mein Sichtfeld getrieben werden. Da mache ich die Augen doch lieber noch mal zu und kuschle mich in die angenehme Rössle-Decke.

Als ich um 7 Uhr zum Frühstück gehe, bin ich sehr überrascht. Der gestern noch schummrige Flur erstrahlt in einer stimmungsvollen, indirekten Beleuchtung. Zwar finde ich die Deko immer noch absolut übertrieben und kitschig, doch das ist Ansichtssache.
Die Besitzerin begrüßt mich freundlich und zeigt mir den Frühstücksraum. Hier kombinieren sich Deckengebälk und Tische vielleicht schon aus dem vorletzten Jahrhundert mit neuem, goldverziertem Geschirr mit Hirschen und goldener Krone. Das Besteck ist so stylish, dass ich es kaum in der Hand halten kann. Die Auswahl am Buffet ist üppig und schön präsentiert.
Und draußen höre ich, wie der erste heftige Regenguss des Tages herunterprasselt.

Um kurz nach 8 Uhr ziehe ich mich um und sehe aus dem Zimmer den nächsten heftigen Regenguss. Eigentlich sollte es diesen laut Regenradar gar nicht geben. Jetzt loszugehen, ergibt ja gar keinen Sinn. Also gehe ich abermals in den Frühstücksraum, der inzwischen gut gefüllt ist. Von Schwedisch über Russisch zu Chinesisch kann hier alle möglichen Sprachen hören. Hauptsache ich bekomme noch einen Kaffee und kann trocken und warm sitzen.
Und als ich beim Check-out bemerke, dass das Zimmer deutlich günstiger war, als ich dachte, bin ich mit der Übernachtung doch noch richtig zufrieden.

Um Punkt 9:30 Uhr schreite ich durch das Wanderportal „Sonnentor Dobel“. Es ist windig, kalt und feucht und ich fühle mich an die ersten Tage in Nordhessen im Mai erinnert. Immerhin regnet es nicht mehr. Den an Ortsrand befindlichen Aussichtsturm zu besteigen, kann ich mir sparen, denn keine Aussicht habe ich auch von unten.
Was bei dem Regen und Wind wohl aus den beiden Holländerinnen geworden ist?

Vornehmlich auf breiten Wegen genieße ich die frische, klare Luft. Auch dunstiger Wald hat seinen Reiz, lediglich die absolute Stille, wenn man vom Wind und einem aufgescheuchten Reh absieht, irritiert mich etwas.
Am Weithäusleplatz freue ich mich über die gut gepflegte, trockene Hütte, in der ich eine Pause machen und die Steinchen, die ich mir unbemerkt in die Schuhe geschaufelt habe, bequem entfernen kann.

Sporadisch reißt nun die Wolkendecke auf und ich kann einen Blick auf Bad Herrenalb und sogar das dahinter liegende Rheintal erhaschen. Wenig später wird dann aus dem Forstweg ein steiniger, wurzeliger Pfad und mein persönliches Glück ist perfekt.

Als ich an der Kreuzlehütte ankomme, scheint die Sonne vom blauen Himmel und ich beschließe, ohne Pause zum Kaltenbronn weiterzugehen, damit ich im Hotelrestaurant Sarbacher noch etwas zu Mittag bekomme, denn heute Abend droht wieder Verpflegung von Netto, denn das Abendmenü, welches man mir angeboten hat, entspricht gar nicht meinem vegetarischen Wanderherz.
Die beiden Knödel mit frischen Pfifferlingen, die ich gewählt habe, schmecken vorzüglich und die Pause tut gut.

Ein kurzer, knackiger Anstieg bringt mich in das Hochmoor zum Hohlohsee, wo ich auf Holzstegen durch das Moor wandere.
Die Aussicht ist fantastisch, doch der Geruch ist unbeschreibbar. Und es ist nicht der tolle Ausblick, sondern tatsächlich der besondere, unglaublich angenehme Geruch, der mich zwingt, auf einer der bequemen Bänke Platz zu nehmen, um ihn noch etwas länger zu genießen. Ich verstehe nicht, woran genau er mich erinnert und doch löst er ein überwältigendes Glücksgefühl aus meiner Kindheit aus. Ich sitze und genieße, lausche, tauche ein in das Gefühl, bin überwältigt, werde emotional und heule ein wenig vor mich hin.
Und erst nach sehr langer Zeit gehe ich dankbar weiter.

Der Blick vom 28,8 m hohen Hohlohturm ist toll. Hätte mir heute Morgen jemand gesagt, dass das Wetter noch so schön wird, hätte ich es nicht geglaubt. Ich habe so ein Glück! Ich kann bis zum Turm auf der Hornisgrinde sehen, der fast das Tagesziel von morgen markiert.
Unterhalb des Turms unterhalte ich mich mit einem ausgesprochen sympathischen Mutter-Tochter-Gespann und versuche, ihnen bei der Orientierung zu helfen. Ich hätte mich auch gerne noch etwas länger unterhalten, denn Gleichgesinnte zu treffen, die das Wandern und die Ruhe und Schönheit der Natur zu schätzen wissen, ist einfach schön.

Nun geht es abwärts. Fast 700 Höhenmeter wollen „vernichtet“ werden, denn Forbach liegt unten im Tal. Hier geschieht dies überwiegend auf steinigen, schmalen Bergwegen, wie ich sie liebe und gerne flott begehe.
Als ich den Ort schon fast erreiche, koste ich am Hexenbrunnen das frische Quellwasser, bevor ich einen letzten Anstieg hinaufschwebe. Es gäbe auch eine Abkürzung, doch ich möchte dem Weg treu bleiben und auch den Panoramablick auf Forbach, wie es im Murgtal liegt, mitnehmen. Und es lohnt sich.

Im Netto besorge ich mir Salat und Bier zum Abendessen und checke dann, nach Überquerung der berühmten Forbacher Holzbrücke im Hotel am Mühlbach ein, wo ich ein schönes, ruhiges Doppelzimmer erhalte.

Fazit: Trotz anfänglichem Regen ein schöner, erfüllender Wandertag.

Länge Auf Ab
28.4 km 589 Hm 962 Hm


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