Resse, 16.05.2023

Heute früh ist nichts gut. Der Rücken hat sich über Nacht weiter blockiert. Das rechte Sprunggelenk ist dick. Da ich die Voltaren-Schmerztablette gestern Abend auf ziemlich nüchternen Magen genommen habe (1 Protein-Riegel zählt wohl nicht), ist mir richtiggehend übel. Das in Kombination mit den Rückenschmerzen schlägt schwer auf den Kreislauf.
Ich fühle mich nicht in der Lage, mit dem Bus nach Celle zu fahren - schon gar nicht mit dem schweren Rucksack. Ich kann ja kaum alleine laufen.

Und dann beginnt das Wunder.

Ich erzähle Herrn und Frau Schwager, was mir fehlt und sie sagen mir nicht nur, dass es eine Ärztin in Resse (2 km entfernt) gibt, sondern schauen auch, wann sie geöffnet hat. Nämlich jetzt.
Ich rufe an und schildere die Situation. Ich könne bitte gleich vorbeikommen, lautet die Antwort. Jetzt bin ich sprachlos. Selbst bei meinem eigenen Hausarzt muss ich bitteln und betteln, um am nächsten Tag dranzukommen. Und jetzt das?
Aber wie hinkommen?
Herr und Frau Schwager fahren mich hin. Sie haben selbst noch Behördengänge zu erledigen. Das ist doch klasse. Nur für den Rückweg muss ich mir noch etwas einfallen lassen. Na ja, es gibt ja Taxis oder zur Not halt Füße, wenn das geht.

In der „Hausarztpraxis Resse“ werde ich nett empfangen und komme auch gleich dran. „Der Wanderer“ ist hier etwas Besonderes und ich wurde noch nie so empathisch behandelt, wie von Frau Dr. Anja Brinkmann. Sie versteht sofort, was Sache ist. Mein Sprunggelenk braucht Ruhe und bekommt einen Zinkleimverband. Mein Rücken soll sich entspannen und braucht etwas gegen die Schmerzen. Hierzu gibt es eine Spritze.
Die super netten Damen vom Empfang, sind begeistert, dass ich nach Dänemark möchte und kümmern sich sofort darum, dass die Medikamente aus der Apotheke im Nachbarort zu mir in das Gästezimmer geliefert werden. Auch mit dem Orthopädiegeschäft wird geklärt, dass die Bandage bitte zu mir kommt. Als ich auf die Frage, wie ich denn zurück in die Wohnung komme, antworte „entweder zu Fuß oder per Taxi“, bietet mir die Ärztin an, mich schnell zu fahren. Ich bin von so viel Hilfsbereitschaft und Mitgefühl so gerührt, dass ich mit den Tränen kämpfen muss.
Bei ihr fände heute eine Fortbildung statt und daher sei alles etwas lockerer. Während der kurzen Wartezeit auf die Spritze für den Rücken bekomme ich auch noch einen Kaffee und werde dann tatsächlich bis zu direkt zu meiner Unterkunft gebracht. Für den Fall, dass ich morgen noch Hilfe benötige, bietet sie mir an, mich doch gerne noch mal zu melden. Bei Problemen können Sie mir auch helfen, Richtung Hannover zu kommen.
Ich glaube, ich träume!

Die Medikamente werden angeliefert, meine Bandage wird auch vorbeigebracht und der Pizzaservice liefert mir das Mittag- und Abendessen. Danach bin ich versorgt, und da die Schmerzmittel wirken, fange ich schon wieder an Pläne zu schmieden.
Mir ist klar, dass ich bis auf Weiteres ganz bestimmt nicht im Zelt übernachten werde. Ich sehe mich schon mit einer Rückenblockade irgendwo im Wald im Zelt liegen. Nein - da ist Schluss mit lustig. Ich kann froh sein, wenn ich es schaffe, von Hotel zu Hotel wandern. Momentan schätze ich meine Chancen, Dänemark noch zu erreichen, nicht mehr allzu groß. Wenn es klappen soll, dann nur mit so wenig Gepäck und so viel Komfort wie möglich - zumindest in den nächsten Tagen.

Als ich gerade meinen Vermieter Hr. Schwager mit einem Paket durch den Garten laufen sehe, frage ich ihn, ob er bald mal wieder zur Post käme und ob er einen Karton für mich hätte, da ich mein Zelt nach Hause schicken wolle. Ich bekomme einen Karton und wir fahren tatsächlich am Nachmittag zur Post. Dad ist ein Stück. Extra für mich. Unglaublich!

Zwischendurch lege ich immer wieder mein Bein mit Kühlpad hoch und versuche, den Rücken zu schonen. Der ist leider immer noch blockiert, obwohl die Schmerzen danke, Spritze und Tabletten erträglich sind. Aufrecht gehen geht halt trotzdem nicht.

Fazit: Obwohl ich heute keinen Kilometer weitergekommen bin, durfte ich so viele tolle Erfahrungen sammeln. Ich bin gerührt und dankbar dafür.


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