Mölln, 03.06.2023

Heute darf ich nicht lange herumtrödeln, denn der Bus zum Ausgangspunkt fährt nur alle 2 Stunden. Daher stehe ich Punkt 7:30 Uhr alleine am Frühstücksbuffet und werde außer dem Koch bis zu meiner Abreise keinen anderen Menschen sehen oder hören. Die Ruderer, die diese Nacht auf meinem Flur gewohnt haben, sind schon um 6 Uhr abgefahren.

Die Sonne scheint vom blauen Himmel und ich bin froh, dass ich mir bei nur 5° meine langen Hosenbeine ausnahmsweise wieder angezippt habe. Hoffentlich eliminiert die nächtliche Kälte ein paar der lästigen Mücken.

Mich stört es nicht, dass der Bus 2 Minuten zu früh abfährt, da ich schon eine Weile warte, aber ein Unding ist es trotzdem. Nun genieße ich die gestrige Strecke, und ganz besonders Ratzeburg erneut, jedoch aus Bus-Perspektive.
Mein heutiges Tagesziel wäre besonders einfach zu erreichen - Nur 20 Minuten länger im Bus sitzen bleiben und direkt vor dem Hotel aussteigen. Aber macht das glücklich?

Vom gestrigen Endpunkt aus wandere ich nun entlang an Getreidefeldern, durch Wald und wieder an Feldern und lasse den Blick ziellos schweifen. Ich höre das Knirschen der Kieselsteine unter meinen Schuhen, das Zwitschern Vögel und das Brummen der Insekten. Ich spüre mal die Sonne und mal den Schatten auf meiner nackten Haut. Ich denke nicht. Ich bewerte nicht. Ich ruhe in mir und im Moment.

Leicht verträumt erreiche ich die Kleinstadt Berkenthin und erfreue mich einmal mehr der prächtigen Blutbuchen. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir bei uns zu Hause auch welche haben. Mittels der Kirchsteigbrücke überquere ich den Elbe-Lübeck-Kanal, dem ich jetzt einige Kilometer folgen werde.
Sehr interessant finde ich die historischen Ausführungen zum Strecknitz-Kanal, insbesondere dass man schon sehr früh über Schleusen verfügte, aber das System der Schleusenkammer noch nicht erfunden hatte. Man konnte also an der Schleuse Wasser stauen, allerdings lief bei Öffnung der Schleuse der komplette Flussabschnitt „leer“ und es dauerte mehrere Tage, bis sich dieser wieder gefühlt hatte. So wurde nur an ganz speziellen Tagen für viele Schiffe gemeinsam geschleust und dadurch verlängert er sich die Durchfahrt enorm.

Ich mache ich eine frühe Mittagspause, um mich für den langen, eintönigen Weg entlang des Kanals zu wappnen und bin dann positiv überrascht, dass der Kanal wider Erwarten leichte Biegungen enthält. So habe ich beim Gehen mindestens das Gefühl, langsam vorwärtszukommen. Schnurgerade, eintönige Stecken bis zum Horizont machen mich irgendwie immer fertig. Nach einiger Zeit entdecke ich das erste Boot auf dem Kanal. Und gleich noch eins. Es handelt sich um Freizeitboote, denn für Binnenschifffahrt wird er nur noch selten genutzt, da viele der Schleusen zu klein sind. Ausbau und Sanierung sind im „Vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplanes 2030 verankert“. 2022 wurden die Maßnahmen zurückgestellt. Dieses Jahr soll eine Bedarfsplanüberprüfung stattfinden. Aha! Bevor ich darüber nachdenke oder mich aufrege, schalte ich lieber das Hirn aus und genieße die Landschaft.

Direkt nach der Schleuse Krummesse überquere ich den Kanal vermutlich ein letztes Mal und wandere in den Ort hinein. In unmittelbarer Nähe des Wasserwerks befindet sich eine Sitzgelegenheit und eine Wasserzapfstelle. Das gibt es viel zu selten. Der Wanderer sagt danke!

Obwohl ich meine Flasche aufgefüllt habe, gönne ich mir ein kühles Erfrischungsgetränk aus dem Supermarkt. Und dann folgen 4 km zum Abgewöhnen. Erst ist ein Radweg neben der Hauptstraße vorhanden und dann endet dieser Radweg einfach. Radfahrer und Fußgänger müssen die Straße benutzen. Dass ein Radweg zwischen zwei Ortschaften einfach aufhört, ergibt überhaupt keinen Sinn und erfreut weder mich noch die Autofahrer, die mir ausweichen müssen. Eine Warnweste wäre jetzt gerade die beste Wanderbekleidung.

Wie zum Ausgleich führt der Weg danach noch einmal durch ein Naturschutzgebiet mit tollem Blick auf den Blankensee, der in der NSG-Kernzone liegt, die nicht betreten werden darf.

Ich erreiche die Haltestelle Torfmoor in Groß Grönau 1 Minute vor Abfahrt des Busses. Es sind es nur wenige Stationen bis zu meiner Unterkunft im „Forsthaus Hubertus“.
Im geräumigen Doppelzimmer gibt es einen Wasserkocher und ganz in der Nähe einen REWE. Ein Traum!
Heute Abend fühlt sich mein Knöchel nicht so gut an wie die letzten Tage, daher ist es gut, dass morgen eine kürzere Etappe ansteht und am Montag Ruhetag mit meiner Frau ist.

Länge Auf Ab
23.7 km 128 Hm 138 Hm


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