Kasseedorf, 10.06.2023

Da ich mich gestern schon von meinen Gastgebern in „Dat Lehmhuus“ verabschiedet habe, kann ich einfach um 8 Uhr gehen. Drei Nächte, während derer ich in dem wirklich besonderen Haus prima geschlafen und den Blick in die Natur aus dem Badezimmer genossen habe. Dauerhaft möchte ich persönlich so nicht wohnen, für einen Urlaub oder eine Auszeit ist es hingegen wunderbar.

Der einzige Bus des Morgens bringt mich nach Eutin. Da ich gestern den Schlossgarten ausgelassen habe, statte ich ihm gleich heute Morgen einen Besuch ab und bereue es nicht. Mehr noch als die Rundsäule beeindruckt mich der von mehr als 60 Ehrenamtlichen betreute Küchengarten.
Obwohl es mit 16° und Sonnenschein recht angenehm ist, sorgt ein böiger Wind dafür, dass ich meinen Hut sehr tief in die Stirn ziehen muss.
An der Seepromenade tausche ich mich mit einer Gassi gehenden Frau über das Pilgern aus, bevor sich unsere Wege trennen und ich in eine wunderschöne Naturlandschaft mit vielen Fröschen, Enten und Gänsen eintauche. Hier überquere ich zum ersten Mal bewusst die Schwentine, einen der längsten Flüsse Schleswig-Holsteins, der am Bungsberg, wo ich gestern war, entspringt, durch die Seen, an denen ich heute und die nächsten Tage entlangwandere, hindurchfließt und schließlich in Kiel in die Ostsee mündet.
Blöd nur, dass ich mich von der zauberhaften Landschaft ablenken lasse und mal wieder den Weg verliere und umdrehen muss. Doch da es hier so schön ist, lässt es sich gut ertragen.

In Fissau stoße ich auf den Kellersee und ein schönes Schild informiert mich darüber, wie weit es auf dem E1 beziehungsweise E6 zu signifikanten Ortschaften ist. Nach Flensburg sind es noch circa 170 km. Toi, toi, toi.

Da die Privatgrundstücke bis ans Wasser reichen, verläuft der kombinierte Rad- und Wanderweg leicht ins Landesinnere versetzt und ohne direkten Zugang zum Wasser. Erst als nach einer guten Weile die Bebauung endet, ändert sich dies und sofort gefällt es mir besser.

Obwohl es landschaftlich wirklich schön ist, hier am See entlangzuwandern, fehlt mir heute die Ruhe und Einsamkeit der letzten Tage.
Vor allem die zahlreichen, E-Biker, die mit allem, was holpriger als Teerstraße ist, überfordert zu sein scheinen, nerven echt. Nur weil man sich so ein Ding ausleihen kann, heißt noch lange nicht, dass man damit auch fahren kann und sollte.

Die Jugendherberge liegt wie so oft etwas außerhalb. Ich kann sofort einchecken, bevor die Rezeption zur Siesta schließt und erst um 17 Uhr wieder öffnet. Ich habe ein Doppelzimmer mit Terrasse und direkten Zugang zum Strand. Wow!
Obwohl die heutige Strecke ziemlich kurz war, bin ich platt und spüre so wie gestern schon wieder, dass mein rechter Fuß genug hat. Ich weiß nur noch nicht, ob das trotz oder wegen der Schiene ist. Heute schmiere ich mal wieder etwas Voltaren und hoffe.

Auf der Terrasse, die in der prallen Sonne liegt, kann man zwar aufgrund der Hitze bestimmt bis Sonnenuntergang nicht sitzen, dafür jedoch die Wäsche super schnell trocknen.
Der Kellersee hat in meinen Augen ein Algenproblem. An meinem direkten „Strand“ schwimmen die Algen nicht nur im direkten Uferbereich, sondern wachsen auch noch mehrere Meter weit im Wasser. Ich versuche nur kurz, dort zu baden, bevor mir die Lust vergeht. Bei einem anderen Wasserzugang schaffe ich es dann tatsächlich, hineinzugehen und schwimme eine kleine Runde. Danach habe ich noch mehr Grund, duschen zu gehen und ruhe mich danach etwas in meinem warmen Zimmer, in dem die Sonne direkt auf den Fenstern steht, aus.

Als der Chor der Uni Kiel ihre Proben im Saal direkt über mir beginnt, lausche ich zunächst andächtig dem Gesang von Händels „Israel in Egypt“, werde hungrig und gehe in die Stadt. Man hat mir zwar ein Fischbrötchen-Restaurant in Gegenrichtung wärmstens empfohlen und ich bin überzeugt, dass es dort schön ist, jedoch habe ich das Gefühl, dass mir so viele Brötchen nicht guttun und ein Salat jetzt besser wäre. Diesen finde ich tatsächlich bei REWE und verspeise ihn auf einer Parkbank am See, bevor ich noch ein wenig im Zimmer chillen gehe.

Das Abendessen ist sehr frustrierend. Im großen Saal isst der Chor aus Kiel, mindestens eine Kinder-Gruppe grillt draußen und ich lande mit einer Gruppe von Menschen mit Beeinträchtigungen und ihren Betreuern. Dazu das, was ich mir unter Krankenhausessen vorstelle. Kartoffelbrei, Erbsen und Karotten an weißer Soße und eine „Frikadelle“ - wahlweise aus totem Tier oder wider Erbsen/Karotten und einer Bindung. Gewürz? Fehlanzeige. Das Salatbuffet begeistert auch nicht und die rote Götterspeise überspringe ich.
Ich bin so unbefriedigt, dass ich mich nach einem Bier und ein paar Chips sehne. Im Snack-Automaten sind die Chips leer - ging also nicht nur mir so. Und der Weg in die Stadt (hin und zurück noch mal 3 km) ist mir zu weit.

Und so setze ich mich auf die inzwischen doch schattige und windige Terrasse, schaue auf den See, lausche dem Chor, denke über das Leben nach und lese noch ein wenig. Und alles ist gut, wie es ist.

Länge Auf Ab
13.5 km 62 Hm 63 Hm


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