Lenzkirch, 17.07.2023

In der Nacht bin ich mehrfach aufgewacht und habe es plätschern gehört und mich gewundert, warum es denn schon wieder regnet. Irgendwann bin ich dann darauf gekommen, dass es sich nicht um Regen, sondern um die direkt vor dem Haus entlang fließende Haslach handelt. Tagsüber ist nichts zu hören, doch nachts plätschert sie.

Beim Frühstück kommt der Kaffee aus einem Hightech/Apparat und schmeckt mir trotzdem nicht. Das gibt es selten.
Und dann ist da wieder die Bedienung von gestern Abend, die zu denken scheint, dass ihre Arbeit umso mehr wahrgenommen wird, je lauter sie mit dem Geschirr klappert.

Als ich mich nach dem Frühstück fertig mache, wundere ich mich wieder über die verpackten, dünnen Einweg-Plastikbecher im Bad. Die kenne ich sonst nur vom Arzt für eine Urinprobe. Was wollen die damit? Als „Zahnputzglas“ kann das doch nicht ernsthaft gemeint sein - oder? Und nachhaltig ist das ganz bestimmt nicht.

Leider habe ich nicht gestern Abend schon beim Check-in bezahlt. Das rächt sich, denn jetzt darf ich sicher 10 Minuten warten, bis die Leute vor mir inklusive Konus-Karte abgefertigt sind. Dabei will ich doch los!

Ich gehe jetzt erst in die Apotheke, und sage, welches Präparat ich abholen möchte. Da geht das Gejammer los … „Ja, wenn wir das besorgen können .... Lieferprobleme…. blabla“.
Als ich verdeutliche, dass ich bereits am Samstag angerufen habe und das Präparat vorhanden und nun längst für mich zurückgelegt sein sollte, ist Ruhe. „Oh ja, ach so…. Das möchten sie jetzt mitnehmen?“.
Es fällt mir echt schwer, darauf keine flapsige Antwort zu geben. Warum bin ich sonst wohl da?

Der nächste Weg führt mich zu Edeka, um Proviant und mal wieder frische Wasserflaschen einzukaufen. Vor dem Pfandautomaten hat sich bereits eine Schlange von sechs Menschen gebildet. Das kann ich jetzt echt brauchen, denke ich mir und schenke meine leere Flasche einem Wartenden.

Endlich geht es los. Es wird auch Zeit!
Zum Glück habe ich mich gestern schon mit der Route vertraut gemacht, denn obwohl ich in die Haslach-Schlucht möchte und die Haslach direkt am Hotel vorbeiführt, darf ich jetzt erst 300 Höhenmeter aufsteigen, um frühestens in 13 km wieder auf die Haslach zu treffen.
Dass ich mich im Ort verlaufe, versteht sich von selbst, doch als ich mich endlich oberhalb von Lenzkirch im Wald befinde, ist alles wieder gut.

Nach dem Aufstieg zum Hierabrunnen habe ich die höchste Stelle des Tages erreicht, mache auf der sonnigen Bank vor der Schutzhütte eine Pause und genieße den Wald. Zum Glück bin ich nicht auf den Brunnen angewiesen, denn dieser tröpfelt nicht einmal. Bei der aktuellen Trockenheit ist das kein Wunder und doch nicht gut.
Übrigens treffe ich hier auf den Querweg Freiburg-Konstanz, dem der E1 ab nun folgen wird.

Zur Mittagszeit erreiche ich das Franzosenkreuz, welches schon wieder an eine Schlacht oder einen Krieg erinnert, und habe ich einen prima Blick bis zum Feldberg, der mit seinen Türmen einfach zu erkennen ist. Jetzt geht es endgültig hinab und durch den kleinen Ort Kappel zur Haslachschlucht. Auf den Wiesen liegt das vor sich hin trocknende Heu und verströmt diesen ganz besonderen Geruch nach Landidylle.

Der Weg durch den Ort Kappel zieht sich und auch danach bleibt es wenig spannend. Dann endlich ist es so weit! Ein Schild klärt mich auf, auf welche verschiedenen Arten ich mich in Lebensgefahr begebe und endlich darf ich auf einen schmalen Pfad zur Haslach hinabsteigen. Darauf freue ich mich jetzt schon den ganzen Tag. Im Vergleich dazu, dass diese bis zu 180 m tiefe Schlucht in mehreren 100 Millionen Jahren entstanden ist, ist das wirklich nicht lange.

Bei der Vereinigung der Haslach mit der aus dem Titisee kommenden Gutach wird die Wutach - die „wütende Ach“. Wenn ich die beiden gemütlich dahinplätschernden Flüsse so sehe, kann ich mir nur schwer vorstellen, wie es ist, wenn diese Flüsse nach besonderen Wetterlagen das 20-fache an Wasser führen und dann riesige Mengen an Sand und Gestein bewegen.

Zwei Baum-Überkletterungen später, die anspruchsvoller als gedacht sind, treffe ich an der Rötenbach-Mündung ein. Dort unterhalte ich mich lange mit einem niederländischen Geschichtsstudenten, der zeltend von Freiburg hierher gewandert ist und dabei viele Erfahrungen gesammelt hat. Das war ein netter Kontakt.

Schluchtensteig klingt gleichzeitig aufregender und entspannter als die Realität ist. Selten verläuft der Weg unten in der Schlucht, nach kurzer Zeit ist immer wieder ein steiler Anstieg an den Rand der Schlucht angesagt. Das ist ziemlich anstrengend und dort oben ist es dann natürlich nicht so aufregend wie unten in der Schlucht. So bin ich dann doch froh, als ich die Schattenmühle erreiche.

In der Schattenmühle ist es jetzt auch Usus, dass die Gäste ihre Betten selbst beziehen müssen, oder dafür Aufschlag zahlen. Also quasi wie Jugendherberge, nur teurer und mit abgeranzterem Mobiliar.
Heute darf mein Hemd ausnahmsweise mit unter die Dusche, denn das Waschbecken ist so mini, dass ich mein Hemd unmöglich dort auswaschen kann.
Defekter Perlator am Mini-Waschbecken, ausgehängte Dusch-Türe, total verkalkter Duschkopf, sodass nur wenige harte Strahlen kommen - hier wird echt hart um einen vorderen Platz auf der Hitliste der schlechten Badezimmer-Erlebnisse gekämpft. Was soll’s. Es ist ja nicht so, dass ich mich auch am Bach wasche oder in Namibia unter eine Gießkannen-Dusche gehen. Nur bin ich gerade in Deutschland, das hier nennt sich Hotel und ich zahle für Hotel.

Zum Abendessen auf der Terrasse bei angenehmen Temperaturen bekomme ich mein Menü, bestehend aus einer passablen Gemüsebrühe mit Gemüseeinlage, einem Mini-Salat und den Käsespätzle, auf die ich mich schon den ganzen Tag nicht gefreut habe. Ich kann es kaum glauben, doch ich hatte sie deutlich schlimmer in Erinnerung - oder sie sind tatsächlich besser geworden. So kann ich den Abend satt und ziemlich zufrieden ausklingen lassen.

Bilder und Track müssen nachgeliefert werden. Das WLAN ist soooo langsam (1 Mbit) und Mobilfunknetz nicht vorhanden

Länge Auf Ab
22.6 km 513 Hm 623 Hm


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