Eckernförde, 19.06.2023

Da ich gestern Abend sehr früh eingeschlafen bin, starte ich völlig ausgeruht in den Tag. In der Jugendherberge sind nur drei weitere Gäste, sodass es beim Frühstück ruhig und überschaubar bleibt.
Draußen ist es ziemlich bedeckt und für den Nachmittag ist ein Regenschauer vorhergesagt. Ich habe alle Zeit der Welt und werde nicht versuchen, dem Regen wegzulaufen, sondern genieße es, „Kaffee satt“ und ein paar Zeilen meines Buchs zu frühstücken.

Beim Verlassen der Herberge komme ich doch noch mit einem sehr alten Mann ins Gespräch, den ich beim Frühstück nur kurz gesehen hatte. Das Fahrradfahrer-Ehepaar war so maulfaul, dass mit „Moin“ und „Tschüss“ das tägliche Wörter-Pensum wohl schon aufgebraucht war.
Der Mann ist gerade auf dem Jakobsweg von Flensburg hierher gepilgert und fährt nach einem Ruhetag wieder nach Hause, um seine Frau nicht so lange alleine zu lassen. In seiner Heimat hilft er in einer Pilgerherberge und pilgert selbst immer mal wieder für 1-3 Wochen. Bemerkenswert finde ich, dass auch er von der Schönheit des Wegs in Schleswig-Holstein positiv überrascht war. Er warnt mich noch, dass die Fähre über die Schlei wegen Erneuerung seit gestern nicht mehr fahre, was mich glücklicherweise nicht betrifft, da ich bis Schleswig viel weiter im Landesinneren wandere, als der Jakobsweg und sich die Wege erst dort wieder vereinigen. Zum Abschied bekomme ich noch ein „buen camino“ mit auf den Weg. Das passt immer.

Am Hafen nehme ich die Fährte des E1 wieder auf, und während ich eine Hitzewarnung nach der anderen aufs Handy bekomme, allerdings meine Heimat-Region betreffend, beginnt es (bei schwülen 19°) leicht zu nieseln. Wieder einmal den ich froh, jetzt einfach und schnell den Schirm aufspannen zu können und mich nicht mit einer Regenjacke herumquälen zu müssen, unter der ich dann schwitze.

Am Ufer des Windebyer Noor wandere ich hauptsächlich in westliche Richtung und werde mich heute Abend weiter südlich befinden, als jetzt. Beim Blick auf den See bemerke ich, dass dieser fast die gleiche trist-graue Farbe besitzt wie der Himmel.

Inzwischen hat sich der Nieselregen zu einem feinen Landregen gemausert. Ich genieße bei bester Laune die Landschaft und die Informationen des Waldlehrpfads und zur bis in die Fünfzigerjahre hier verlaufenden Bahnlinie. Damals hätte ich keine Probleme gehabt, vom Aschberg zurück nach Eckernförde zu gelangen. Mit den Segnungen des Automobils kam jedoch der Wegfall der Bahnlinie einher.

Irgendwie trödele ich heute so sehr, dass ich mich plötzlich sputen muss, um die einzige Einkaufsmöglichkeit vor der Mittagspause um 13 Uhr zu erreichen. Wirklich dringend benötige ich nur Getränkenachschub, der Rest ist Luxus. Ich schaffe es und mache daraufhin auf einer Bank vor dem Laden Mittagsrast.

Etwas eintönig wandere ich auf meist befestigten Wegen weiter. Der Regen hat schon nach gut einer Stunde aufgehört, dafür ist es jetzt unglaublich schwül. Ob es daran liegt, dass ich etwas lustlos bin und mir gerade alles etwas schwerer fällt? Auch die Infotafel zu den Moorleichen von Osterby und Damendorf vermag nicht wirklich, mich aufzuheitern.

Nun wird es doch noch mal schön, als ich in einem Waldstück auf den Fresensee treffe. Hier könnte ich es eine Weile aushalten. Leider haben das allerdings auch schon zwei andere Menschen gedacht, denn beide Sitzbänke entlang des Ufers sind belegt. Schon merkwürdig, wenn man bedenkt, dass mir heute keine zehn Leute begegnet sind.

Ich glaube nicht, dass es an den unglaublichen 98 Metern Höhe des Aschbergs liegt und doch bin ich völlig verschwitzt, als ich am auf dem höchsten Punkt des Naturparks „Hüttener Berge“ gelegenen Panorama Hotel ankomme. 2013 hatte Globetrotter diesen Bau für 13 Millionen als „Outdoor Akademie“ in die Landschaft gesetzt, 2019 wurde es dann von einem lokalen Investor übernommen, der in einem gehobenen À-la-carte-Restaurant mit Tagungsstätte und Hotel den Erfolg sieht.
Wanderer sind hier definitiv nicht die Zielgruppe. Wenn man nicht bereit ist 10 draufzulegen, finden sich im Umkreis kaum Alternativen und auch die Anbindung an den ÖPNV ist praktisch nicht vorhanden.

Der Panorama-Blick vom Turm in die umgebende Hügellandschaft wäre bei klarem Wetter noch beeindruckender. Ich finde ihn so schon toll, nicht zuletzt, weil einem von hier oben die in meinen Augen architektonische Hässlichkeit des Turms erspart bleibt.

Ich werfe einen Blick ins vornehme und chic eingedeckte Restaurant und auf die Speisekarte. Nein - Penne Arrabiata für 23 € werde ich nicht essen, auch wenn der Grana Padano darauf schon im Preis inbegriffen ist.

Die Hotelzimmer liegen etwas abseits in den Berg gebaut, sodass man auf dem Weg zum Frühstück gleich etwas frische Luft schnappen kann.
Das Zimmer ist groß, sehr hochwertig und stilvoll im Natur-Look eingerichtet. Genau so, wie ich es mir von einer Globetrotter-Lodge erwarten würde - und die Dusche toppt alles, was ich bisher auf der Wanderung erlebt habe und ich genieße sie sehr. Leicht widerwillig muss ich gestehen, dass das Zimmer seinen Preis echt wert ist und ich den Luxus heute Nacht nun genießen werde, wenngleich ich eine preiswerte Alternative bevorzugt hätte.

Der Wasserkocher hilft bei der Zubereitung der mitgebrachten Instant-Nudeln, die ich im Strandkorb auf der Terrasse verspeise. Danach ziehe ich mich ins Zimmer zurück, denn draußen ist es mir einfach zu kühl und windig.

Länge Auf Ab
23.9 km 180 Hm 71 Hm


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